Herten mag zu Recklinghausen und damit auch irgendwie zum Ruhrgebiet gehören. Aber einiges ist anders hier draußen, in den dünn besiedelten Steppen nördlich von Herne: Es gibt malerische Felder, aber nirgends ein GPS-Signal, und selbst innerorts sind die Straßen so leer wie ein Flugplatz. Anders als jeder erwarten würde, gilt die StVO hier trotzdem. Und die örtlichen Verkehrspolizisten kommen mit der ungezwungenen Redeweise des Reviers nur minder zurecht. Das kann man aber auch mit Humor nehmen. Mit ungezwungenem Alltagshumor. Reviermensch trifft Dorfpolizist wäre ja auch ein gutes Setting für einen Comicstrip von Dorthe Landschulz. Bloß, dass die Cartoonistin den Protagonisten noch eine passende Tier-Identität angezeichnet hätte.
Das Format, das Cartoonist Michael Holtschulte („Tot aber lustig“) ins Leben gerufen hat, klingt erst einmal schräg, aber hat sich bewährt: zum Beispiel bei vergangenen Veranstaltungen hier im Hof Wessels oder auch auf der trailer-Wortschatzbühne beim Festival Bochum Total. Die Autoren lesen die Sprechblasen ihrer bunten Geschöpfe, die Bilder dazu flimmern im Hintergrund und das Publikum lacht, im Idealfall. Die Wahl-Französin Dorthe Landschulz nimmt die zunächst paradoxe Idee einer Bilder-Lesung dennoch wohlwollend aufs Korn und liest zuerst die Witze ohne Bilder vor. Und das Publikum lacht. Freilich nicht über das Format der Comic-Lesung: Das gefällt den Hertenern offenbar besonders gut. Seien es liebenswert alberne Bild-Wort-Spiele wie die „Hypokanda“ (eine Schlange beim Arzt, spürt ihren Hals nicht mehr) oder kleine Bilderrätsel zum um die Ecke denken – Dorthe Landschulz trifft mit ihrer kecken Comic-Kunst genau den Humor ihrer Zuhörer/Zuschauer.
Besonders gut an kamen die Cartoons aus der Reihe „Ein Tag, ein Tier“. So ist auch der Name der Facebook-Seite, auf denen Landschulz ihren Followern täglich Heiteres aus der ausgedachten Fauna präsentiert. Das passt zu ihren Cartoons: Der Humor ist manchmal bissig, gleichzeitig leicht bekömmlich. Guter Web 2.0-Humor, den netten Kollegen kurz mal per E-Mail geschickt oder bei Freunden in die Whats-App-Gruppe gepostet. Man kann sich sehr gut vorstellen, in wie viele mausgraue Bürotage sie so schon Farbe gebracht hat. Klar, tiefgehende Satire oder komplexe Karikaturen mit mehreren Verweisebenen darf man hier nicht erwarten. Aber darum geht es hier auch nicht. Warum nicht auch mal ungezwungen lachen über die Widrigkeiten des Alltags? An manchen Tagen, Herr Wachtmeister, hat man das auch bitter nötig.
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