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Sam Shaw, Marilyn Monroe, New York City 1954 (Das verflixte 7. Jahr)
© Sam Shaw Inc. - www.shawfamilyarchives.com

Chronist des Alltäglichen

27. Juli 2017

Sam Shaw in Oberhausen – Ruhrkunst 08/17

Als Samuel Joseph Warshawsky 1912 in der New Yorker Lower East Side zur Welt kommt, ist die Fotografie noch immer eine Kunstform, die in ihren Möglichkeiten und Dimensionen weitestgehend unbekannt ist. Doch es scheint, als habe sie auf ihn, den Sohn russischer Einwanderer, gewartet. Als Warshawsky nämlich 87 Jahre später – 1999 – stirbt, ist nicht nur sein eigenes Leben mit der Kamera verbunden. Auch das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation ist von seinen Aufnahmen geprägt, handelt es sich doch um die ersten Generationen, die mit der Alltäglichkeit von Fotografien groß werden.

Immer auf der Suche nach neuen Motiven, fotografiert Sam Shaw – wie er sich mittlerweile nennt – im Taumel des 21. Jahrhunderts alles, was ihm vor die Kamera gerät: Das New Yorker Großstadtleben mit seinen Baseballspielen und Hinterhofdramen reizt ihn dabei genauso wie der Alltag einfacher Bauern auf dem Land oder der republikanische Wahlkampf in den Südstaaten. Recht früh gelingt es Shaw, sich einen Namen zu machen, seinen eigenen Stil zu entwickeln: Während die Fotografie für viele in der damaligen Zeit noch immer mit dem gestellten Ernst eines Familienfotos verbunden ist, sucht er das Unerwartete, das Plötzliche. So frei und ungeplant wie möglich sollen seine Bilder sein, erst dann – im nicht-inszenierten Moment – ist ein Motiv authentisch.

Die Ausstellung „Finding the Unexpected“ in der Ludwiggalerie verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise Sam Shaws bildstarkes wie facettenreiches Werk. Dass Shaw jenseits seiner fotojournalistischen Aufnahmen auch Hollywoodgrößen wie Elizabeth Taylor, Marlon Brando und – natürlich – Marilyn Monroe ablichtet, wird hier nicht stärker gewichtet als der Rest seines künstlerischen Schaffens. Mit dieser wohldurchdachten Entscheidung vermeidet die Ausstellung einerseits, zu einem Who-is-Who US-amerikanischer Stars und Sternchen zu werden. Darüber hinaus wird so erst der Künstler Shaw greifbar, der wie ein Chronist jenseits der großen Bühnen das Alltägliche festhält – und es besonders werden lässt.

„Finding the Unexpected. Sam Shaw. 60 Jahre Fotografie“ | bis 17.9. | Ludwiggalerie Schloss Oberhausen | www.ludwiggalerie.de

Barbara Slotta

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