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Evelina Velkaite, Die entwurzelte Insel, 2017
Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm, © E. Velkaite, courtesy Märkisches Museum Witten

Das ganze Spektrum

29. März 2018

Aktuelle Malerei in Witten – Ruhrkunst 04/18

Was kann Malerei und worin liegt in Zeiten der Neuen Medien ihre Einzigartigkeit und eben auch ihre Aktualität? Warum gibt es sie noch, wenn sich doch ihr Abbildungsstatus erübrigt hat? Solche Fragen stellten sich schon vor weit über 100 Jahren mit dem Aufkommen der Fotografie, die die Aufgabe des Porträtierens an sich zog. Die Malerei ist demgegenüber Pinselstrich für Pinselstrich einzigartig, ist authentisch und bleibt in ihrem bildnerischen Reflexionsvermögen tatsächlich aktuell. Diese Feststellung ist ein Ausgangspunkt der guten Wechselausstellung im Märkischen Museum Witten. Ein weiterer ist die Möglichkeit der Strukturierung der Beiträge mittels der Ausstellungsräume.

Und schließlich ist ein Identitätsmerkmal des Wittener Museums seine Sammlung zur abstrakten Nachkriegskunst mit der informellen und tachistischen Malerei. Diesen Schwerpunkt unterstützt jetzt, in einer eigenen Ausstellung, die Sammlung Haniel mit ihrer internationalen Ausrichtung. Die Ausstellung „Möglichkeiten von Malerei“ aber spielt sechzig Jahre später, in der Jetzt-Zeit. Sie demonstriert den zeitgenössischen Stilpluralismus, die Verfügbarkeit der Malweisen und Sujets und bewahrt sich eine ausgesprochene Offenheit: Die sechs teilnehmenden Künstler repräsentieren die Vielfalt der Malerei. Es handelt sich um drei Künstlerinnen und drei Künstler mit unterschiedlicher Bekanntheit, geboren zwischen 1958 und 1982. Auch wenn sie aus unterschiedlichen Ländern stammen, so leben sie alle in Deutschland, was gewiss der Pragmatik geschuldet ist.

Die jeweilige technische Handhabung korrespondiert mit den Anliegen, der Motivik und deren Klarheit oder Zuständlichkeit. Letzteres gilt etwa für die gegenstandsfreien, meditativ erfahrbaren Malereien mit Ölstiften von Stephan Baumkötter. Mit der räumlichen Tiefe der Erfahrung handeln auch die Bilder von Evelina Velkaite, in deren Malerei ein gegenständliches Motiv gleichzeitig erscheint und verschwindet. Bei Caroline von Grone wiederum konkretisiert sich alles in der Gattung des Porträts – und erst recht hier wird deutlich: Was Malerei kann, kann nur Malerei.

Möglichkeiten von Malerei | bis 15.4. | Märkisches Museum Witten | www.kulturforum-witten.de/maerkischesmuseumwitten

THOMAS HIRSCH

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