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Matthias Wollgast: OBMOKhU‘ 19, 2019, Silbergelatineabzüge, Tusche und Kaffee auf Papier, MDF, Künstlerbuch, Teppich, Lack, 700 x 180 x 370 cm, Ausstellungsansicht (Museum Ratingen, 2019)
Rechte: VG Bild-Kunst, Bonn/der Künstler

Alle für einen

03. Juni 2024

Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24

Matthias Wollgast ist ganz viele. Der Düsseldorfer Konzeptkünstler (geb. 1981) entwirft Künstlerpersönlichkeiten mit detaillierten Biografien, Internetpräsenzen und jeweils eigenständigem Œuvre. Wo andere Zeitgenossen ihre ganze künstlerische Produktion an die KI delegieren, spaltet Wollgast sich auf in „Avatare“ unterschiedlichen Geschlechts oder gemischte Teams, die es ihm erlauben, völlig unterschiedliche Stile, Techniken und Materialien zu nutzen, als Maler, Fotograf, Designer, Objekt- oder Medienkünstler, der sogar durch Kunstepochen springt. In seiner Einzelausstellung im Märkischen Museum bringt er seine Kunstfiguren zusammen und präsentiert unter ihrem Namen geschaffene Bilder und Installationen neben Werken bedeutender Künstler aus der Wittener Sammlung: Bekanntes zum Teil, anderes noch nie gezeigt, u. a. von Picasso, Gabriele Münter, David Hockney, Arnulf Rainer, K.O. Götz oder dem Wittener Grafiker Günter Drebusch. Wollgast hat Archivlisten gesichtet und Passendes selbst ausgewählt.

Wo er formale oder inhaltliche Verwandtschaften zu Arbeiten seiner Alter Egos feststellte, gruppiert er sie nebeneinander und arrangiert Themenräume. Seine Tea Benz z. B. malt Interieurs mit Meisterwerken an den Wänden. Jan Usingers Fotocollagen zeigen quasi-archäologische Artefakte, Konzeptkünstler Olav Krogh konzipiert Archive, das Designerpaar Femke & van Dijk fertigt Badeanzug-Skulpturen, inspiriert von körperloser Modewerbung. Was letztlich natürlich nur Wollgasts eigene Faszination verrät, denn die Schwerpunkte seiner Avatare entspringen seinem ureigenstem künstlerischen Interesse. 

Die Ausstellung ist somit nur ein einziges (vielteiliges) Werk von einem Künstler, der sich mit pfiffigem Kunstgriff „berühmte“ Module einverleibt. Es macht Spaß, Formanalogien zu entdecken und mögliche Verbindungen aufzuspüren. Denn die Grenzen verschwimmen: Nur die Schildchen neben den Werken verraten, was aus Wollgasts Atelier stammt und was aus der Sammlung des Märkischen Museums. Wie immer, wenn Praktiker mit Künstlerblick ein Museumsdepot durchforsten und eine Kollegen-Ausstellung konzipieren, ergeben sich erfrischende Entdeckungen und Konstellationen. Aufgrund seiner Arbeitsweise hat Matthias Wollgast ja eine Vielzahl zu bieten. 

Salon Imaginaire | bis 1.9. | Märkisches Museum Witten | 02302 581 25 50

Claudia Heinrich

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