1982 glühte in Bochum die Abrissbirne. Mit aller Gewalt hatte sich die autonome Kulturschickeria gerade vergeblich gegen den Abriss der heiligen BO-Fabrik gewehrt, da legte die Bahn den Bahnhof in Langendreer still, einfaches Konzept damals schon: Abriss, Neubau, fertig. So war das damals und Hartmut Mehdorn war noch gar nicht in der Staats-Firma tätig. So wanderte die Demo für Soziokultur aus der Innenstadt in den nordöstlichen Stadtteil, ein paar Tausend kamen da immer zusammen. Das Gebäude zerfiel derweil, durch eingeworfene Fensterscheiben drang Wasser, der Bahnhof war mehr Ruine als Restaurationsobjekt. Rolf Stein und Gerd Spiekermann können ein Lied davon singen.
Dennoch formierte sich dann die quengelige und quirlige Initiative Bahnhof Langendreer, die auch die Stadt zur Einsicht brachte, dieses historische Gebäude zu erhalten. Ich erinnere hier gleich mal an den großartigen Bochumer Kulturdezernenten damals: Richard Erny (83). Sein Motto: Kultur für alle!
Also kaufte die Stadt den Steinhaufen von der Bahn, steckte noch zwei Millionen Mark (!) Sanierung hinein, die Initiative werkelte, wo sie nur konnte. Dann 1986 war es soweit. Das Kulturzentrum war da, Livemusik, friedensbewegte Diskussionen, Dritte Welt Vorträge, und immer voll und immer im Zentrum von Friedenbewegung und Anti Atomkraft Bewegung. Das hat sich bis heute nicht verändert. Das Gebäude ist längst denkmalgeschützt. Immer noch ist hier ein Ort (Raum 6) an dem Menschen wie Victor Manuel Rodríguez Guevara zu Wort kommen, der im September einen Vortrag hält. Er war früher Entwicklungshelfer in Haiti und Afrika und ist jetzt zuständig ist im Gesundheitsministerium in Havanna für die internationale medizinische Hilfe. Denn Mediziner aus Cuba helfen in Haiti. 1988 kam dann das Kino Endstation in den Bahnhof. Ein Programmkino erster Güte, Erstaufführungshaus und Standort von Festivals. Soweit die Historie, die tatsächlich nur 25 Jahre beschreibt. Gefühlt ist der Bahnhof mindestens zehn Jahre älter, oder ist da einfach nur zu viel passiert?
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