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Alex und Grischa sprechen über Black Metal.
Foto: Lisa Mertens

Das Problem des Black Metals

25. Februar 2013

Vortrag "Zwischen Satanismus und Rassismus" im Sozialen Zentrum

Bochum, 22.02. - In den letzten Wochen und Monaten sorgte die Band aus Südtirol Frei.Wild für Schlagzeilen. In Foren wird hitzig debattiert. Ist diese Band nun rechts, rechtsextrem, „nur“ patriotisch oder total unpolitisch? Die mediale Aufmerksamkeit ist immens. Das Phänomen Frei.Wild wird nicht nur auf Musikblogs - und zeitschriften besprochen, sondern auch in der Tagespresse. Dabei hängt die Aufmerksamkeit proportional mit dem Erfolg der als rechtsoffen beargwöhnten Band zusammen. Szenen, die im Kleinen agieren, sind der breiten Öffentlichkeit wenig oder kaum bekannt. Ein Fehler, den der Verein „der_notstand“, der im Sozialen Zentrum Bochum regelmäßig zu politischen Veranstaltungen einlädt, zu beheben suchte. Mit dem Titel „Zwischen Satanismus und Rassismus“ sprachen Grischa und Alex über Black Metal und holten damit eine vergleichsweise kleine Szene auf den Seziertisch. Die Metalszene im Ruhrgebiet an sich ist zugegebenermaßen groß und auch Freunde des Schwarzmetalls finden sich zuhauf. Die Szene des National Socialistic Black Metal (NSBM) dagegen ist überschaubar, jedoch keinesfalls als kleine Randerscheinung beiseite zu wischen.

Alex, Historiker und Musikliebhaber, verfolgte den Werdegang des Black Metals. Was führte zur Bezeichnung eines neuen Genres? Die englische Band „Venom“ veröffentlichte 1982 das Album „Black Metal“. Doch musikalisch unterschied sich die Platte nur marginal von den Thrash-Metal Alben seiner Zeit, wie das Musikbeispiel den mehr oder weniger geneigten Ohren der Zuhörer im SZ zeigte. Allein die zur Schau gestellte Nähe zum Satanismus und die Live-Auftritte legten den ersten Stein für den Weg zum Genre Black Metal. Als Genre herausgebildet hat sich der Black Metal erst richtig Ende der Achtziger/ Anfang der Neunziger, als in Norwegen eine Handvoll Jugendlicher eine neue Musikform zelebrierte, fährt Alex fort. Bands wie „Mayhem“, „Darkthrone“ und „Burzum“ entstanden, junge Musiker, die sich selbst Namen wie Euronymous, Varg und Dead gaben, versuchten sich an einem neuen Stil. Mehr Satanismus, mehr Primitivität im Sound und mehr Äußerlichkeit. Es dauerte nicht lange, bis das Genre von sich reden ließ: Kirchenbrände, Suizid und Mord. Ein Einschnitt stellte der Mord von Varg Vikernes, der Kopf hinter „Burzum“, an Euronymous von „Mayhem“ dar. Varg, mir richtigem Namen Kristian, zu einer Haftstrafe von 21 Jahren verurteilt. Im Gefängnis sponn er seine rechtsradikalen Gedanken aus und weiter, wandte sich vom Black Metal ab, da es angeblich Negermusik sei und avancierte von dort zu einem Mitbegründer des NSBM-Szene.

Grischa führte aus, warum sich der Black Metal für rechtsradikales Gedankengut erwärmen konnte und in seine Szene aufnahm und welche Auswüchse dies annahm. Die Hauptursache liegt wohl in der Betonung der Form im Black Metal. Auftreten und Symbolik nehmen neben dem rein musikalischen Aspekt eine wichtige Rolle ein. Waren diese anfangs noch satanistisch angehaucht, tauchten Mitte der Neunziger rechtsradikale Charakteristika auf. Grischa zeigte auf dem Plattencover der „Transilvanian Hunger“ von „Darkthrone“ den Zusatz „Norsk Arisk Black Metal“. Bandmitglied Fenriz tat mit seinen antisemitischen Äußerungen sein Übriges. Doch verbreitet Darkthrone an sich kein rechts Gedankengut, die beiden Bandmitglieder sehen sich auch selbst nicht als Rechtsradikale. Es soll zwar nichts beschönigt werden, doch die Betonung von Form und Symbolik ist für die meisten Black Metal Bands wichtiger als ihr Inhalt. Was für die einen nur Provokation, böses Image ist, öffnet für die anderen das Tor zur Verbreitung und Propaganda rechter Ideologien. Es sei schwierig, „richtige“ NSBM-Bands auszumachen, räumt Grischa ein, es solle nicht in Indymedia-Manier jede zweite Black Metal- Band dieser Szene zugeordnet werden, aber eine Sensibilisierung für rechte Ideologien auch innerhalb der Metalszene sei notwendig. Dem folgten auch einige Äußerungen der Zuhörer, die die Inkonsequenz, Relativierung und vor allem die bewusste unpolitische Haltung, die vielmehr aber eine Egaleinstellung sei, in der Metal-Szene kritisierten. Demnach muss vor allen Dingen der konsequente Schritt innerhalb der Metalszene vollzogen werden, um rechtem Gedankengut keine Freiräume zu bieten.

LISA MERTENS

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