Bochum, 23.11. - Fünf Minuten vor der Zeit… fingen die Jungs und das Mädel der britischen Band Anathema das Akustikkonzert in der Christuskirche an. Eine halbe Stunde vor der Zeit hatte sich bereits das disziplinierte Publikum eingefunden. Wenn Anathema und vor allen Dingen die Schwedische Prog-Metalband Opeth sonst eine Menge Langhaariger mit Bier in der Hand - klingt nach Klischee, entspricht aber der Realität - anziehen, trat das Publikum an diesem Abend dem Anlass und dem Ort entsprechend geradezu kultiviert auf. Mit einem Glas Wein in der Hand. Bis in die letzte Kirchenbank schaute es gespannt auf die Bühne und konnte sich bei verblüffend guter Sicht und Akustik auf das gefühlvolle Set der Briten freuen. Die Brüder Cavanagh bestritten mit Gesang und Gitarre den Großteil der folgenden Minuten alleine, Keyboarder Daniel Cardoso und Sängerin Lee Douglas hatten jeweils ein kurzes aber überzeugendes Gastspiel auf der Bühne. Dass das Schlagzeug komplett unberührt blieb, war kein Manko, denn Danny Cavanagh nahm während des Konzert mit seiner Gitarre Percussion-Sounds auf und spielte sie im Loop ab. Gänzlich unbeeindruckt blieben auch Anathema nicht von der „spirituellen“ Location: Eine Kirche sei zwar ein Ort, an dem befohlen werde, was man zu tun habe, aber sie spielen nun einen Song, in dem es um genau das Gegentel gehe. Und legten mit ihrer Version von „Another Brick in the Wall“ los. Wirklich spürbar war ein rebellischer Geist in der Gemeinde allerdings nicht, als das Publikum brav „We don’t need no Education“ mitsang und im Takt mitklatschte. Das tat dem Gesamtkonzert jedoch auch keinen Abbruch. Mit ihrer völlig unaufgeregten Art setzten die Musiker von der Insel ihre sonst verzerrten Songs gekonnt und bedacht in das Konzept „Akustik-Show“ um.
Nach kurzer Umbauphase und mit einem neuen Glas Wein lief der Abend auf seinen Höhepunkt „Opeth“ zu. Ruhiger waren die Alben der Schweden in letzter Zeit geworden und ein wenig vertrackter. Offensichtlich hat die Arbeit mit Porcupine Tree-Mastermind Steven Wilson den Opeth-Mastermind Mikael Åkerfeldt beeinflusst. Da war ein Akkustik-Set durchaus angebracht. Was folgte war ein Abend voller Überraschungen und gutem Entertainment à la Åkerfeldt. Mit dem Pianointro des letzten Albums Heritage kamen die Opeth-Mitglieder auf die Bühne und machten es sich auf den Barhockern bequem. Åkerfeldt witzelte über den Namen der Veranstaltung „Unplugged“, verwies auf seine Verkabelung und meinte, dass „Unplugged“ mittlerweile wohl einfach „the weird name“ für ein Akustikkonzert sei. Auch er konnte sich mit der Institution Kirche nicht so recht anfreunden, war im Grunde jedoch begeistert von der Art des Konzertes. Und speziell vorbereitet hatten sich die Jungs von Opeth. Sie coverten „Var kommer barnen in“, allein weil der Song so schön sei, sie coverten „Solitude“ von Sabbath. Eine Begründung für die Auswahl dieses Songs ist nicht notwendig. Eine wirkliche Überraschung bereiteten Opeth mit der eigens umkomponierten Akustikversion von „Demons of the Fall“. Der sonst so brachiale Song und der Beweis, dass Åkerfeldt wirklich gut growlen kann, erzeugte auch in ruhigem, cleanen Gewand eine düstere Atmosphäre. Åkerfeldt warnte explizit vor Nightmares. Insgesamt legten Opeth ein auf Stimmung bedachtes Set hin und verzichteten darauf, sich vor dem zum Sitzen verdammten Publikum mit unnötigem Bewegungsdrang zum Clown zu machen. Für die witzigen Momente sorgten ohnehin die zahlreichen Anekdoten Åkerfeldts. Der schlaksige Schwede könnte übrgigens den Schnurbart wieder in Mode bringen.
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