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Fährt mit Tretboot und Cocktail nach Hawaii: Anna Depenbuch
Foto: Semmel Concerts

Den Sommer in die Tasche gesteckt

28. Februar 2013

Die zauberhafte Anna Depenbusch zeigt, wie es funktioniert – Komikzentrum 03/13

Während ein kalter Märzwind durch die Straßen fegt, träumt Anna Depenbusch von der Sommerfrische. Wie sie das macht? Ganz einfach: Sie bastelt sich mit Hilfe einer Hawaii-Tapete einen „Sommer aus Papier“. Der lässt sich überallhin mitnehmen, genau wie ihre Ukulele, die nicht so sperrig ist wie ihr geliebtes Klavier. Die im vergangenen Jahr sowohl mit dem Deutschen Chanson-Preis als auch dem Fred-Jay-Preis für außergewöhnliche Liedtexte ausgezeichnete Sängerin gehört streng genommen nicht in die Kategorie der Komikerinnen, im Weiteren aber zu jenen Liedermacherinnen, die unwillkürlich ein Lächeln in die Gesichter ihrer Zuhörer zaubern. Und zwar mit luftig leichten Arrangements und poetischen Geschichten, deren Strahlkraft sich wohl niemand entzieht, der wissen will, wie Leben geht.

„Ich bau mir einen Sommer aus buntem Glanzpapier, den stell ich auf im Winter, wenn es vor dem Fenster friert“. Mit diesen Worten beginnt der Titelsong, der auch das Motto ihres Programms ist, mit dem sie am 7.3. im Oberhausener Ebertbad Station macht, eben jener Spielstätte, die das gesamte Spektrum der Kleinkunst abdeckt. Am 6. März, also einen Tag bevor die im Retro-Look der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts angereiste Hamburgerin gastiert, gibt sich Hennes Bender an ebendiesem Platz die Ehre und empfängt für die Übertragung des WDR-Kabarettfestivals (zu hören auf WDR5: am 16.3., um 15.05 Uhr und am 17.3., um 00.05 Uhr) das Berliner Chanson-Duo Pigor & Eichhorn, die aus Köln kommenden Polit-Comedians Onkel Fisch, das oberfeine Ruhrgebiets-Gewächs Matthias Reuter und den aus der Slam-Poetry-Ecke kommenden Torsten Sträter.

Ob der 2012 mit dem Passauer Scharfrichter-Beil ausgezeichnete Künstler einen Rückblick auf die grässlichen 80er Jahre wagt, die sich ihm aufgrund von Errungenschaften wie Monchichis, Discofox und Playmobil-Figuren ins Gedächtnis eingegraben haben oder mit imponierendem stimmlichen Volumen von einem Hund namens Struppi erzählt, der nach seinem Ableben unter widrigen Umständen unter die Erde gebracht werden muss – der Mann ist einfach Klasse, egal, was erzählt.

Seit 1974 ist er nicht von den Kleinkunstbühnen der Nation wegzudenken: Thomas Freitag gehört zwar zur „alten Garde“ innerhalb der kabarettistischen Zunft, erfindet sich dennoch immer wieder neu. Zum Beispiel als „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“, ein Bibliothekar, der zu allem entschlossen ist, um das Haus, in dem er seit 30 Jahren arbeitet, vor dem drohenden Ruin zu bewahren – notfalls, indem er es eigenhändig in die Luft sprengt. Bis es soweit ist und der Abend (am 22.3. im Hasper Hammer in Hagen) mit einem lauten Knall endet, holt Thomas Freitag unter der Regie von Horst-Gottfried Wagner eine ganze Reihe von Personen auf die Bühne, die sich ihre Gedanken über Geldgier, den Kapitalismus und die Einsparungen an kulturellen Einrichtungen machen.

Er leiht einem Paar die Stimme, das sich im ständigen Optimierungswahn befindet, er lässt Karl Marx persönlich auftreten und seinen Irrtum gestehen, zitiert Rilke, Goethe und Thomas Hobbes, nach dem der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Kurz: Es sieht übel aus im Bildungswesen. „Was ziehen wir uns da groß?“ fragt sich der Kabarettist angesichts einer Schautafel, auf der sich Homo sapiens Schritt für Schritt zurückentwickelt. Der von Dietmar Jacobs geschriebene Text gibt dem Darsteller der zahlreichen Figuren, unter anderem dem Schimpansen Rotpeter aus Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“, jede Menge Gelegenheit, sein schauspielerisches Können auszureizen und dem Stück bei aller Ernsthaftigkeit einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen.

Was sich im Übrigen auch von Serdar Somuncu sagen lässt, der als „Der Hassprediger Reloaded“ um sich schlägt (am 8.3. in der Stadthalle Mülheim an der Ruhr) – rein verbal, versteht sich. Der türkischstämmige Schauspieler, Kabarettist und Autor ist jede Reise wert – meint im Brustton der Überzeugung die stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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