Bei dieser Ausstellung läuft man langsamer und schaut länger – auch wenn oder gerade weil die Bilder sämtlich klein, fast winzig sind. Unter dem Titel „Geheimnis der Dinge“ zeigt die Kunsthalle Recklinghausen „Malstücke“ von rund fünfzig Malern: Bilder, die sich meist auf einzelne Objekte des Alltags konzentrieren und diese nun also in ihrer Einzigartigkeit, Merkwürdigkeit betonen. Es geht um Intensität. Da sind die 1:1 gemalten Wassergläser von Peter Dreher. Er malt jeden Tag eines, immer auf die gleiche Weise, und doch ist es immer anders, schon durch die Einmaligkeit des Pinselstrichs. Zeit ist hier erst recht ein Faktor, oszillierend zwischen Stillstand und Wiederholung.
Johannes Hüppi bezieht sich in seinem Ausstellungsbeitrag ganz direkt darauf. In seiner Malerei kombiniert er Drehers „Wasserglas“ mit einem „Totenschädel“ des Barockmalers Pieter Claesz, der wie eine dazu gepinnte Reproduktion wirkt – die Wirklichkeit ist hier erst recht verwirrend. Daneben gibt es in Recklinghausen „Dingmagisches“ zu sehen hin zur malerischen Verselbständigung der Formen, wie bei Anton Henning. Bei anderen Tafeln ist der Bildraum licht und weit, etwa bei den Malereien von Susanne Kühn und Norbert Bisky. Die Ausstellung beginnt in ihrer Chronologie – nicht ohne eine gewisse Beliebigkeit – viel früher: bei August Macke und seinem „Vogelbauer“ (1912); auch ein Waldstück von Max Ernst (1951) ist dabei, ehe es rasant in die Gegenwart der Malerei geht. Neben vielerlei Erkenntnissen zu unserer Existenz stellt sich noch eine praktische ein: Auch mit kleinen Formaten kann man riesige Wände füllen.
Geheimnis der Dinge | bis 7.4. | Kunsthalle Recklinghausen | 02361 50 19 35
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