Treffen sich vier Frauen beim Frauenarzt ... Kein Witz, so fängt nämlich das unter der Regie von Gerburg Jahnke entstandene Stück namens „Sehnsucht“ an. Man könnte auch Liederabend dazu sagen, oder Musik-Kabarett, oder vertontes Lustspiel, oder oder oder… wie soll man ein Kind, das keinen richtigen Namen hat, eigentlich nennen? Wie wär's mit Geniestreich, oder Glücksfall, oder einfach Klasse? Anfang September 2010 hatte die dritte Eigenproduktion im Oberhausener Ebertbad ihre umjubelte Premiere. All jenen, die noch nicht in den Genuss gekommen sind, Stephanie Überall als vom Leben enttäuschte Frau Zänker zu erleben, kann geholfen werden (am 5., 6., 7., 11., 12., 13. und 14.8.).
Muss man noch hinzufügen, dass es sich bei ihr um die ehemalige Hälfte der Missfits handelt, die nach fünfjähriger Bühnenabstinenz endlich wieder im Rampenlicht steht? Dank Frau Jahnkes unermüdlicher Baggerei. Ob es wohl so etwas wie Sehnsucht nach dem Spielen gibt, also eine Form der Abhängigkeit von den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten? Wie dem auch sei: Überall komplettiert das Quartett bestehend aus Nito Torres, Carmela De Feo und Constanze Jung aufs Allerschönste. Die Geschichte haben sich die Vier selber ausgedacht. Sie hätten eigentlich nichts anderes gemacht, als das, was die Missfits über 20 Jahre lang getan hätten: „Wir finden über Improvisation ein Stück“, erzählte Gerburg Jahnke in einem Interview.
Carmela De Feo verkörpert die 35-jährige Anna Maria Schmitt („mit zwei t“), Constanze Jung spielt die Mittvierzigerin Frauke Wollermann aus dem Badischen und Nito Torres die 17jährige Auszubildende Chayenne – der Clou dabei: Torres ist ein weit über 20 Jahre älterer Mann und sieht eigentlich auch so aus. Aber Übung macht den Teenager! Vorausgesetzt man ist ein guter Schauspieler. Dass das auf ihn zutrifft, hat Torres bereits bei den beiden ersten Hausproduktionen als schwuler Stripper und Cowboy bewiesen.
Frau Wollermann besitzt nicht nur eine Mörderstimme, sondern auch jede Menge Asche, ist aber trotzdem nicht glücklich. Noch mieser ergeht es Anna Maria Schmitt, die nicht weiß, ob sie das Kind, das ihr Mann ihr in der letzten Nacht ehelichen Beisammenseins beschert hat, bekommen soll – oder lieber nicht. Beim Gynäkologen wird man sich schnell einig, dass das so nicht weitergehen kann und entschließt sich zu einer gemeinsamen Reise – weit weg von allen Kalamitäten, die das Leben für Frauen zwischen 17 und 57 bereit hält.
Wer Sehnsucht nach kritisch-satirischen Tönen hat, der ist im Dortmunder Spiegelzelt gut aufgehoben, dort, wo derzeit „Ruhrhochdeutsch“ gesprochen wird. Am 5. und 6. ist die seit 1954 existierende Leipziger Pfeffermühle zu Gast. Mit ihrem Programm „Hurra, wir bleiben inkompetent“ spießen sie den original deutschen Ost-West-Konflikt in all seinen bizarren Facetten auf. Gefolgt von den nicht weniger legendären Berliner Stachelschweinen, die „Nichts als die Wahrheit“ sagen – seit 1949. Ehrenwort! Ende des Monats (am 27. und 28.) sorgt dann der schwule Edding namens Kay Ray für schrille Töne und exklusive Pointen, die er weit unter der Gürtellinie des menschlichen Gehirns platziert: „Haarscharf“ wie es nur dem einstigen Friseur aus Paderborn gelingt. Prophezeit mit erhobenem Haupte die stets unter Tage lebende
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