Es dauert etwas. Das scheint nicht der Edvard Munch zu sein, den wir verehren. Nur wenige der in der Kunstsammlung NRW gezeigten Gemälde, Lithographien und Holzschnitte verfügen über den fiebrig ornamentalen Expressionismus, die mitunter symbolistische Verdichtung und die atmosphärische Aufladung, die das Geschehen auf die Distanz einer Theaterbühne rücken: Charakteristika, mit denen der norwegische Maler (1863-1944) weltberühmt wurde.
Auf den zweiten Blick aber findet sich all das dann doch in der Ausstellung in Düsseldorf. Ja, gerade der Verzicht auf „ikonische“ Hauptwerke wie auch die massierte Präsentation ermöglichen den differenzierten Blick auf Munch und seine Zeit. Kurator der Ausstellung ist der angesehene Schriftsteller und Landsmann von Munch Karl Ove Knausgård. Er hat auch die Bilder überwiegend aus dem Munch-Museum Oslo bzw. dessen Depot zusammengetragen.
Knausgård systematisiert das Werk im Vergleich; er teilt die Sujets in vier Säle auf, in denen sie mitunter lediglich variiert scheinen. Gerade das lenkt die Aufmerksamkeit auf Details, Verschiebungen der Perspektive und damit auf das Vermögen von Munch, die Sicht des Betrachters einzunehmen und mit der Sprache der künstlerischen Moderne zu psychologisieren. Deutlich wird nun erst recht, wie sehr er Natur als „Spiegel der Seele“ versteht und wie hingebungsvoll er die Charaktere der von ihm porträtierten Persönlichkeiten herausarbeitet. Und auch hier transzendiert er die Krise des Individuums in Zeiten der Industrialisierung. Entstanden ist eine etwas „störrische“ Ausstellung: Es ist eine Freude!
Edvard Munch | bis 1.3. | Kunstsammlung NRW, Düsseldorf | 0211 838 12 04
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