Fernbedienungen fressende Kuscheltiere und Märchenbücher, die die Uhrzeit kennen: Das und mehr gab es auf dem achten Handmade-Markt in Oberhausen, der am 7. Dezember mit rund 130 Designern die Turbinenhalle füllte. Junge Labels aus dem Ruhrgebiet und ganz Deutschland stellten hier ihre Waren vor. Das Besondere daran: Jedes Produkt ist ein Unikat oder Teil einer Kleinserie, denn wie der Name des Marktes schon sagt, geht es um handgefertigte Arbeiten hoher Qualität. Kleidung, Accessoires und Dekoration konnten hier einen Tag lang vom Händler direkt erworben werden.
Dass der Handmade-Markt nicht als Messe bezeichnet wird, darauf legt Veranstalter Andre Pabst höchsten Wert: „Wir möchten ein Marktplatz sein, auf dem Menschen ihre Produkte direkt verkaufen. Der Kontakt zum Kunden ist wichtig, damit dieser den Gedanken hinter dem Produkt kennenlernt.“ Diese Haltung trug dazu bei, dass in der Halle eine gänzlich entspannte Stimmung herrschte, in der Händler miteinander plauderten und sich gegenseitig ihre Konzepte näher brachten. Besucher konnten direkt mit den Herstellern der Produkte reden. Unter den Anbietern waren auch Händler mit außergewöhnlichen Ideen zu finden: So stellt das Label Kopfkino Stofftiere mit „eigenem Charakter“ her; jede Kleinserie trägt einen Namen und hat eine eigene Lebensgeschichte. Mampfred frisst gern alles, was auf dem Sofa herumliegt, das Kissen Erwin Nackenbeißer wärmt den Hals und Bodo die Kante verschenkt Liebe in Form eines Stoffherzens.
Ähnlich wie bei anderen Märkten ging der Trend beim Handmade-Markt zum Upcycling, also der Verwertung alter Gegenstände. Aus Schallplatten und alten Märchenbüchern waren Uhren geworden, aus Fußbällen Lampen und Schlüsselanhänger. Gründer Andre Pabst freut sich über jeden, der sich bei der Produktion seiner Waren Gedanken um Nachhaltigkeit macht. Allerdings ist die klimafreundliche Fertigung der Artikel kein Muss für Bewerber: „Viele fangen ja gerade erst an. Und bis sie an den Punkt gelangen, an dem sie die nachhaltige Produktion unter Kontrolle haben, dauert es natürlich.“ Nur bei Kinderbekleidung, die auf dem Handmade-Markt diesmal stark vertreten war, wurde stärker auf Regeln zu verarbeiteten Materialien und der Größe von Einzelteilen geachtet.
„Jeder der Händler hier steht im direkten Wettbewerb zu irgendwelchen Ketten“, erklärt Pabst. „Es ist wichtig, den handgefertigten Produkten Wertschätzung entgegenzubringen.“ Der Markt soll als Plattform für Jungunternehmer dienen und handgefertigten Produkten einen kleinen Vorteil verschaffen. Die Preise der teilnehmenden Labels sind selbstverständlich höher als die Preise großer Kaufhausketten; das liegt an den höheren Produktionskosten und dem größeren Arbeitsaufwand. Besucher des Marktes aber suchten genau diese Anbieter bewusst auf, um gute Qualität und einzigartige, kreative Waren zu erhalten.
Zugegeben, es hätten mehr Kunden und auch Händler in die Turbinenhalle gepasst. Nibras, Gründer des Düsseldorfer Modelabels Obono, verglich den Handmade-Markt mit Design-Märkten in anderen Städten. Oberhausen habe wahrscheinlich noch kein großes Publikum für handgemachte Waren; viel größer sei die Aufmerksamkeit in einer Universitätsstadt wie Münster. Das Interesse an hochwertigeren Produkten muss also häufig noch geweckt werden. Doch Projekte wie der Handmade-Markt tragen dazu bei, dass kleine Labels ihre Waren an den Mann bringen und sich weiterentwickeln können.
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