Anomalisa
USA 2015, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson
Darsteller: David Thewlis, Jennifer Jason Leigh, Tom Noonan
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Was war denn das jetzt für'n Film?
Matt513 (266), 01.02.2016
„Ist das da drüben ein Flugzeug?“ Schon die erste Szene zeigt die merkwürdige Reise an, auf die es in den kommenden anderthalb Stunden gehen wird. Zwischen Wolkenbänken schwebt tatsächlich ein Flugzeug – aber auf der Stelle. Anschließend zoomt die Kamera und man sieht den Urheber jener Frage, welcher aus dem Fenster eines anderen Fliegers nahebei blickt. Dessen Gesicht, wie jene aller anderen, eine Art Maske. Schnell ist klar, daß dies alles also keineswegs real ist. Aber was ist es dann? Alles, was man zu sehen bekommt, ist -bis hin zum korrekt ansteigenden Fahrpreis einer Taxifahrt- auf faszinierende Weise schon nahe bei der Realität (in einem Animationsfilm!) und doch gleichzeitig unwirklich, surreal, wie ein Traum. Was für eine Sicht ist das? Und aus welcher Verfassung heraus erfolgt sie?
Michael, obiger Fluggast, erfolgreicher Autor und Coach, reist mit schwerem Gepäck: Mindestens eine veritable psychische Erkrankung; Tipp: Der Name des Hotels ist nicht ganz zufällig gewählt. Schuldgefühle aus der Vergangenheit; ein Lösungsversuch endet eruptiv. Die Stumpfheit des Alltags, weshalb er offenbar affin für Abenteuer ist. Er erlebt mehrere schwere psychische Ausbrüche, Ein Trigger dafür ist ein Ereignis, das er als Anomalie bezeichnet. Seine Verhältnisse liegen wie Mehltau auf ihm. Hin- und hergerissen zwischen dem, was zu Hause auf ihn wartet und dem, was möglich sein könnte. Muß man über all das unbedingt einen Film machen?
Hin- und hergerissen ist auch man selbst nach Ansicht des Films (s. auch O-Ton ganz oben). Die wahrgenommene Bandbreite reicht von den sich überschlagenden Pressezitaten auf dem Kinoplakat bis zu den Zuschauern neben uns, die während der Vorstellung gingen. Ich landete irgendwo dazwischen und fand ihn, sagen wir mal, interessant, aber wer ihn nicht gesehen hat, muß auch nicht traurig sein. Schon wieder ein typischer Fall fürs Programmkino, wie es scheint.
beindruckend
msteets (35), 27.01.2016
Der Film beginnt langsam... seeeehr langsam ... und wären die Darsteller keine animierten Puppen, sondern reale Menschen, würde man sagen: fast schon _zu_ langsam.
Aber langsam kommt man rein und fühlt sich in Michaels Welt hinein, diesen entsetzlich öden Alltag in irgendwelchen seelenlosen Hotelzimmern mit immer der gleichen seelenlosen Ausstattung (verdammt, ich musste irgendwann unwillkürlich an meine Consulting-Zeiten zurückdenken, dermaßen viele Déja-Vus hatte ich).
Und dann trifft er auf Lisa und es kommt der Moment, in dem man vergisst , dass es sich hier nicht um reale Menschen handelt.
Die Szenen des "Morgens danach" (Danach halt. Ich verzichte auf den Spoiler) gehörten für mich zu den berührendsten (und traurigsten), die ich dieses Jahr im Kino sehen konnte.
Erst in der schönen Musik während des (ziemlich langen) Abspanns kehrt man (unter normalen Umständen) langsam in die Wirklichkeit zurück
(die Rückkehr wäre weniger abrupt gewesen, hätte nicht die Mädelsriege vor mir exakt zu Beginn des Abspanns ein gefühlt halbes Dutzend Handy-Flakscheinwerfer auf der Suche nach irgendetwas unter den Sitzen angeworfen und die Studententruppe neben mir sich gar so köstlich über die Namen der Crowdfunder im Abspann beömmelt ("Amerikanische und andere Namen können ja so lustig sein! Noch nie gelesen. Hahahahaha! ). Das Vorlesen eines beliebigen Telefonbuchs hätte vermutlich ähnliche Heiterkeitsstürme hervorgerufen ...
★★★★★★
Cinemoenti (173), 23.01.2016
Verstörend, wahrhaftig, alptraumhaft, irritierend real in der Art der Erzählung, deprimierend im Fazit. Erzählt wird von der Abgebrühtheit / Stumpfheit des modernen (Erfolgs)Menschen. Diesen Film kann ich weder emlpfehlen noch nicht empfehlen. Leichte Kost ist das jedenfalls nicht, und mir hat's gefallen.
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