Bereits seit 1992 fördert die Jugendkunstausstellung in Essen das künstlerische Schaffen junger Talente. Seit die Stadt 2010 den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ im Namen des Ruhrgebiets übernahm, wird der Nachwuchs, alle zwei Jahre sogar doppelt gefördert. Schon zum vierten Mal organisiert Essen die Europäische Jugendkunstausstellung (EJKA) nämlich als Doppelausstellung in Kooperation mit der Stadt Herne. Einen Tag nach der Eröffnung in Essen (Zeche Zollverein XII, Halle 12, bis 14.2.) gaben die Herner Flottmann-Hallen ebenfalls den Startschuss. Die Ausstellung bietet visuell darstellende und gestaltende Kunstformen aller Art, wie z.B. Malerei, Zeichnung, Fotografie, Grafikdesign oder Digital Painting.
Trotz nasskalten Wetters können sich am Eröffnungstag sowohl Ausstellungsleiterin Jutta Laurinat, als auch die insgesamt 26 ausstellenden JungkünstlerInnen im Alter von 14 bis 23 Jahren, eines regen Besucherandrangs erfreuen. Es war schließlich nicht leicht: Wer präsentieren wollte, musste im Vorfeld bis zu fünf Arbeiten durch eine Fachjury beurteilen lassen. Nur die qualitativ hochwertigsten Objekte werden letztlich auch präsentiert. Eine Aura des Besonderen ist somit schon beim Betreten der Ausstellungshalle spürbar – ein Auf und Ab der Gefühle liegt in der Luft.
Emotionen, die sich u.a. auch in „Bucht“ und „Küste“ widerspiegeln – zwei digital gemalte und auf Acrylglas gedruckte, marine Landschaftsmalereien von Janna Zimmer, die durch jeweils stark kontrastierende, warme bzw. kalte Farbgebung auffallen. Die Kompositionen erinnern in ihrer romantischen Bildsprache an die William Turners.
Auch Thomine Linders „Hase aus Stein“ ist absolut sehenswert. Das Comic-ähnliche Kunstwerk ist ein surrealistisch angehauchtes Nahportrait eines vielleicht steinernen, vielleicht auch lediglich sehr muskulösen, dunkelgrauen Hasen. Sichtbar ist lediglich ein bernsteinfarbenes, subtil stechendes Auge, dessen Ausdruck mannigfaltig deutbar ist. Obwohl das Bild nur etwa so groß wie eine VHS-Videokassette ist, entfaltet es durch die Versteinerung eines, eigentlich sehr vitalen Superhasen, eine fast schon bedrückende, aggressive Energie. Je länger man hinschaut könnte man glatt meinen, es platze gleich.
Der Rundgang durch die Halle bietet einiges an tiefgängigen Impressionen und methodischer Vielfalt. Neben Bleistiftzeichnungen, Skizzen und klassischer Acryl-, Öl-, Wachs- oder Kreidemalerei auf z. B. Leinwänden, werden auch mehrere perspektivisch höchstkomplexe Fotoserien gezeigt, die ähnlichen stilistischen Trends folgen.
Wenn man einen dominanten Stil auf EJKA 2016 ausmachen will, so findet man ihn womöglich im Surrealismus und dem damit oft einhergehenden Symbolismus. Extrem kunstvolle und teils unglaublich detailreiche Kompositionen und Collagen, regen zu vielseitigsten Interpretationen an. Zu erwähnen ist hier unbedingt Annabel Langs Gemälde „Death is alive“, welches mit einem Kugelschreiber auf Pappe gemalt wurde. Außerdem die herrlich surrealen, psychologisch hochkomplexen Collagen von Luca Hennig. Sein bitterböses Werk „Cocoon“, strotzt vor Tiefgang und Intimität.
4. Europäische Jugendkunstausstellung
Essen: bis 14.02.2016 | Zeche Zollverein XII, Halle 12 | Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen
Herne: 28.02.2016 | Flottmann-Hallen | Straße des Bohrhammers 5, 44625 Herne | www.flottmann-hallen.de
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