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Auch in den Osterferien gingen hunderte Jugendliche für das Klima auf die Straße
Foto: Presse

...weil man uns die Zukunft klaut

30. April 2019

15 Wochen „Fridays for Future“ in Dortmund – Spezial 05/19

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, „Streik in der Schule, Streik im Betrieb – das ist die Antwort auf eure Politik“ und „Hopp, Hopp, Hopp, Kohlestopp“ sind nur einige der Slogans, die man freitagmittags auch in Dortmund lautstark zu hören bekommt. Seit mittlerweile 15 Wochen ziehen die jungen Klimaschutz-AktivistInnen vom Friedensplatz durch die Innenstadt um ein Zeichen zu setzen, dass man die gegenwärtige Klimapolitik für inakzeptabel hält.

Im Organisationsteam der Dortmunder „Fridays for Future“-Ortsgruppe, das aus derzeit etwa 30 aktiven Personen besteht, sind unter anderem Therese Kah, Merle Bösing und Luca Viert aktiv. Der Klimawandel war für alle drei schon länger ein Thema. „Ich konnte es nie verstehen, dass man auf der einen Seite eine wissenschaftliche Realität hat, die allen bekannt ist, und auf der anderen Seite die Reaktion der Politik fehlt“, erzählt Therese. Die 19-Jährige Studentin findet, mittlerweile sei „ein Moment gekommen, wo es eigentlich schon fast zu spät ist – aber eben auch nur fast“. Darum sei es unerlässlich, dass endlich gehandelt werde. Dabei sei die wichtigste Forderung der Bewegung einfach formuliert: „Unser Hauptziel ist die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens. Wir fordern also nur, etwas, was die Politik von sich aus versprochen hat“, bringt sie es auf den Punkt. Im Dezember 2015 wurde auf der UN-Klimakonferenz in Paris beschlossen, dass die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen sei. Die 16-jährige Schülerin Merle stimmt zu: „Dass es den Klimawandel gibt, kann heute keiner mehr leugnen. In Wahrheit ist er die größte Bedrohung der Menschheit. Wenn wir die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen, hat das dramatische Folgen.“ Also – so sind sich alle einig –, müsse sofort gehandelt werden: „Vielen ist nicht klar, dass wir ziemlich drastische Maßnahmen brauchen“, sagt Therese und führt aus „Wenn wir es nicht schaffen, dann werden darunter Millionen von Menschen leiden.“

Therese Kah bei der Großdemonstration am 15. März, Foto: Presse

Für Therese ergeben sich daraus auch konkrete Forderungen für Dortmund: Von den Stadtwerken fordert sie, „dass sie die RWE-Aktien abstoßen“. Außerdem müssten Fahrrad-Wege und der ÖPNV in Dortmund ausgebaut werden um den Umstieg vom Auto zu erleichtern. Es sei „klar, dass das Ganze nicht völlig ohne Verzicht geht“. Dieser müsse aber von der Politik möglichst einfach und bequem gestaltet werden.

Der 20-jährige Student Luca kritisiert in diesem Zusammenhang auch den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, der versucht hatte, die „Fridays for Future“-Bewegung zu diskreditieren: „Wenn Herr Lindner sagt, wir sollen die ExpertInnen machen lassen, sage ich ‚Ja, wir lassen sie machen und sie geben uns Recht bei dem, was wir fordern‘. Sie sagen es ist umsetzbar und dringend notwendig.“ Damit spielt er auf die mehr als 12.000 WissenschaftlerInnen an, die der Bewegung unter dem Namen „Scientsists for Future“ fachliche Rückendeckung geben. „Wenn die Politik früher auf die Profis gehört hätte, dann hätten wir diese Probleme nicht“, findet Merle.

Nur den Kopf schütteln können die drei auch nur über Vorwürfe, es gehe den Jugendlichen lediglich ums Schulschwänzen, schließlich seien auch bei schlechtem Wetter und zuletzt in den Osterferien stets Hunderte zu den Demonstrationen erschienen: „Wenn wir Schule schwänzen wollen würden, dann würden wir nicht im Regen stehen, sondern zu Hause oder in einem Café hocken. Die Leute, die sowas sagen, haben, glaub‘ ich, den Ernst der Lage nicht begriffen“, so Therese.

Therese selbst hat unterdessen selbst deutschlandweit einige Bekanntheit erlangt, da sie kürzlich in den Talkshows von Anne Will und Dunja Hayali als Repräsentantin der Bewegung aufgetreten ist. Luca erklärt, dass „Fridays for Future“ neben der globalen Klima-Ikone Greta Thunberg und dem deutschen Aushängeschild Luisa Neubauer noch weitere Gesichter etablieren wolle, „und eins dieser Gesichter ist definitiv Therese“. Gleichzeitig sind aber auch alle der Meinung, dass man die Bewegung trotzdem keinesfalls auf einzelne Personen reduzieren dürfe.

Das Wachstum der Bewegung löst im Organisationsteam von „Fridays for Future“ viel Hoffnung aus: „Ich glaube, es wurde etwas ausgelöst, das die Möglichkeit hat, unglaublich groß zu werden und auch schon unglaublich groß geworden ist“, meint Therese. Und Luca fügt hinzu: „Ich finde auch, politisch leisten wir sehr viel. Wir erreichen sehr viele Menschen. Und viele Jugendliche sagen, dass es ihre erste Demo ist.“ Dabei bleiben sie stets optimistisch und kämpferisch: „Wir glauben an uns. Sonst würden wir hier nicht stehen. Wir müssen daran glauben, denn es bleibt uns nichts anderes übrig. Und wir werden hier bleiben, bis unsere Forderungen erfüllt sind.“

Am kommenden Freitag, dem 3. Mai protestiert die Dortmunder „Fridays for Future“-Gruppe mit zahlreichen anderen Ortsgruppen aus der Umgebung in Essen gegen die Hauptversammlung von RWE. An den darauffolgenden Freitagen finden dann wieder reguläre „Fridays for Future“-Demonstrationen statt, bevor am 24. Mai der Europäische Schulstreik stattfindet, zu dem 5.000 DemonstrantInnen erwartet werden.

Protest gegen Hauptversammlung von RWE | 3.5. | 10.30 | vor der Grugahalle | Messeplatz, 45131 Essen

Europäischer Schulstreik | 24.5. | Friedensplatz, 44135 Dortmund | https://fridaysforfuture.de/streiktermine/

Text und Fotos: Jan Turek

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