Samstag, 19 Uhr. Pünktlich auf die Minute erklingt Bushs aggressiver, dynamischer und enthusiastischer Sound. Schon ihr erster Song „Maschinehead“ reißt das Publikum mit. Die schätzungsweise um die 30 Jahre alten Zuschauer wirken, als hätten sie bereits in den 90er-Jahren zu den Songs von Bush gefeiert.
Gavin Rossdale trägt ein weißes Muskelshirt, hat zum Zopf gebundene und akkurat nach hinten gekämmte Haare. Er spricht wenig zwischen den Songs. Dennoch lässt er sich zu der Bemerkung hinreißen, wie sehr er Deutschland möge: die Architektur, die unzähligen Galerien, die Städte. Dafür bedankt er sich gefühlt nach jedem Stück, das sogar auf Deutsch, fast so als sei er den frenetischen Applaus und das begeisterte Publikum nicht mehr gewohnt. Die Band einigt sich 2002 auf eine Schaffenspause. Auch eine Umbestzung bleibt nicht aus: Chris Traynor (Gitarre) kommt für Nigel Pulsford und Corey Britz (Bass) ersetzt Dave Parsons.
Vom Grunge zum Alternative-Rock
Einst war Grunge das Gegenstück zum Techno, der in den Clubs des Landes seinen Siegeszug antrat und der erst auf der Duisburger Loveparade 2010 enden sollte. Der Grunge fand dagegen nach einer kurzen aber intensiven Zeit ein jähes Ende: Der Tod des Nirvana Sängers Kurt Cobain im April 1994 trug nicht unwesentlich zum Niedergang bei. Grunge war Musik für jene, die sich abgrenzen wollten, in Karohemden, ausgeleierten XXL-T-Shirts und zerfetzen Hosen rumliefen, Doc Martens oder abgelatschte Chucks trugen. Das war der Stil des 90er-Jahre Grunges.
Die Musik kam von Nirvana, Soundgarden und Pearl Jam. Oder eben Bush. Mit einer britischen Version des amerikanischen Grunge-Sounds avancierte die Band rasch zu den einflussreichsten Musikern der Szene, sie verkauften 18 Millionen Alben und war besonders in den USA beliebt. Mit ihrem dritten Album „The Science of Things“ (1999) wendeten sie sich schließlich von den klassischen Grunge-Elementen ab. Heute lässt sich ihre Musik am ehesten mit Alternative-Rock beschreiben. Mit ihrem fünften Album The Sea of Memories (2011) kehren sie nun auf internationale Bühnen zurück.
Bush bieten Gemeinschaftsmomente
Sänger Gavin Rossdale hämmert die Zeilen von Hits wie „Chemicals between us“, „Swallow“ oder „Sound of Winter“ hinein und ist vollkommen in seinem Element. Er wirbelt aufgedreht wie ein Batteriehäschen über die Bühne, kongenial unterstützt von seinen Mitstreitern Chris Traynor, Robin Goodrige und Corey Britz. Bush bieten Gemeinschaftsmomente. Sie liefern ein Spektakel zum Mitsingen, eine Hommage an die Zeit, als der DJ ihre Songs noch in verrauchten Clubs auflegte. Die Hit-Dichte: extrem hoch. Der Frontmann geht schließlich auf Tuchfühlung mit den Zuschauern. Als Gavin Rossdale nach dem Bad in der Menge wieder im Scheinwerferlicht steht, fällt ihm das Haar auf die Schulter.
Um 20:15 bricht ohrenbetäubender Lärm aus. Das Licht- und Showgewitter ist zu Ende. Das Publikum will mehr, Bush legen noch einmal nach. Erst rund eine halbe Stunde später kommt die Musik vom Band und die Menschen strömen aus dem Stadtwerke-Zelt. Ein Abend voller Nostalgie.
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