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Gastiert in Bocholt: das Multitalent Jess Jochimsen
Foto: Schleyer

Humorarbeiter gehen in die Vollen

20. Dezember 2012

Hennes Bender präsentiert in Duisburg eine Ladung Kleinkünstler – Komikzentrum 01/13

Kaum hat das neue Jahr begonnen, schon gehen die Humorarbeiter in die Vollen: Pause machen gilt nicht. Verzweifelt sein kann schließlich jeder. Lustig ist viel schwerer. Vor allem dann, wenn man sich nicht mit blöden Witzen abspeisen lässt, sondern von den Spaßmachern erwartet, dass sie überdies die kleinen grauen Zellen in Bewegung setzen. Ein vielerorts unterschätzter Stand-up-Comedian, Moderator und Buchautor ist der aus Freiburg kommende Jess Jochimsen. „Durst ist schlimmer als Heimweh“ stellt er am 12. Januar auf der Bühne Pepperoni in Bocholt fest – womit er zweifelsohne recht hat. Und wer Bilder aus deutschen Landen zu sehen bekommen möchte, in denen die Komik in der Tristesse sichtbar wird, sollte zu dem Multitalent pilgern – es lohnt sich.

Eine ganze Ladung herausragender Kleinkünstler steht beim WDR-Kabarettfest am 23. im Grammatikoff in Duisburg auf der Bühne. Als da wäre Philipp Weber, der mit „Futter“ einen Streifzug durch unsere von allerhand seltsamen Essgewohnheiten geprägte Nation unternimmt. Er blickt in Bio-Garküchen, versammelt Allergiker um einen Tisch und gibt der sentimentalen Sehnsucht nach „ehrlicher deutscher Küche“ ein Gesicht. Außerdem wird der holländische Kabarettist Philip Simon das „Ende der Schonzeit“ ankündigen – während er sich aus einer Zwangsjacke schält.

Mit von der Partie sind außerdem Özgür Cebe, ein in Ostwestfalen geborener Rheinländer mit türkischen Wurzeln, und Malediva, das aus Berlin angereiste Trio, hinter dem sich Lo Malinke und Tetta Müller in Begleitung ihres Pianisten Florian Ludewig verbergen. Wenn Malediva auspackt, vergeht den Zuschauern Hören und Sehen – vor Überraschung. Moderiert wird der Abend vom lokalen Helden Hennes Bender – was kann da schon schiefgehen?

Was „Blaue Wunder“ sind, erklärt die Kölner Kabarettistin und Sängerin Ruth Schiffer in ihrem nagelneuen Programm am 25. im Hagener Hasper Hammer. Nicht genug damit, dass der 1. FC Köln in die 2. Bundesliga abgerutscht ist, auch die Schutzengel, mit denen sie aufgewachsen ist, haben ihren Dienst zugunsten von Knieschützern und Fahrradhelmen quittiert. Begonnen hat das ganze Debakel allerdings in grauen Vorzeiten, damals, als Gottvater ein Pärchen „geschöpfert“ hat, das für die komplette menschliche Nachkommenschaft verantwortlich war. Schiffer dröselt die komplizierten Verhältnisse im Himmel und auf Erden auf, macht sich über Zeitgenossen wie Roberto Blanco und Lothar Matthäus her und stellt die diversen Eigenheiten von Männern und Frauen auf den Prüfstand („Ich kann es bald nicht mehr hören“). Im leichten kölschen Singsang geht sie den Ursprüngen von Geiz, Gier und Neid auf den Grund – allesamt Symptome mit Suchtcharakter, die den davon Befallenen mit Allmachtsphantasien ausstatten. Höhepunkte des Abends sind dabei die von ihr mit wohltönender Stimme vorgetragenen Songs.

Dabei kann ich mich nicht von Ihnen verabschieden, ohne auf Frank Lüdecke, den Deutschen Kleinkunstpreisträger 2011, und sein neues Programm „Die Kunst des Nehmens“ hinzuweisen, mit dem der Berliner Kabarettist am 23. in den Flottmann-Hallen in Herne gastiert. „Hingehen!“ ruft aus voller Brust Ihre stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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