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Chris Marker, Ausstellungsansicht „Digitale Demenz (Artificial Intelligence)“, 2015, EIGEN + ART Lab, Berlin
© Otto Felber

KI fördert die digitale Demenz

26. November 2015

Intelligente Ausstellung im Dortmunder U – RuhrKunst 12/15

Die Zeit ist längst da, dass irgendwelche Uhren sagen, wann wir ins Bett zu gehen haben. Beten sie, dass es nicht eine Intelligenz wie Frank Herberts ehemaliger Cyborg „Schiff“ ist, der das Programm steuert, oder der gute alte Kubrick-HAL 9000 mit seiner sanften Stimme. Der jedenfalls leuchtet original harmlos rot in der Ausstellung „(Artificial Intelligence) Digitale Demenz“ im Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U – und er wartet dort sicher nicht auf Frank Bowman, sondern eher auf unvorsichtige Besucher, die sich nicht zwischen Zweidimensionalem von Julien Prévieux (F) und Suzanne Treister (GB) oder dem tiefen Blau der fremden digitalen Welten entscheiden können. Und sie müssen in der von Thibaut de Ruyter kuratierten Schau viel Zeit mitbringen, denn optisch sieht es zwar übersichtlich aus, die künstliche Intelligenz lauert im Detail. Beispielsweise im Apple II-Computer von Chris Marker. Der Franzose brachte sich das Programmieren bei und baute 1985 sein „Dialector 6" in die damals megateure Hardware. Immer noch können sich Besucher mit diesem Dialog-Programm unterhalten. Der Computer spricht gern mit ihnen. Möglich ist das mit Hilfe eines 32-DINA4-Seiten-Progrämmchen, das neben dem Apple an der Wand hängt, Experten nennen es Kunst, denn geniale „Fehler“ im System machen es erst möglich, oder sind es doch die Asimovschen Geister?

Keine Fehler machte der „Random Darknet Shopper“ vom Schweizer Künstlerkollektiv „!Mediengruppe Bitnik“. Er kaufte im Netz konsequent und selbständig ein. Was er kaufte wurde ausgestellt. Als der Bot dann aber nicht nur Cola und Sprite sondern auch ein paar MDMA-Pillen kaufte, war der Spaß zuende. „Artificial Intelligence“ dokumentiert die Aktion, die die Gruppe vor den Richter, die Pillen in den Vernichter und die Maschine hinter Gittern brachte. Juristisch ist nix passiert. Puh. Die Ausstellung fragt: Wo endet die Wissenschaft und wo beginnt die Fiktion? Doch es müsste auch gefragt werden: Wo endet die Kunst und wo haben die Maschinen längst die Kontrolle übernommen? Ganz bestimmt in der Film-Lounge mit zwei Serien und fünf Filmen.

„(Artificial Intelligence) Digitale Demenz“ | bis 6.3. | HMKV im Dortmunder U | 0231 496 64 20

Peter Ortmann

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