Eigentlich haben die beiden in Düsseldorf ansässigen Künstlerinnen nichts gemeinsam. Pia Fries ist Malerin, Vera Lossau ist plastisch tätige Künstlerin, sie gehören unterschiedlichen Generationen an. Pia Fries praktiziert eine grundsätzliche Recherche an den Konstituenten ihres Mediums – das betrifft etwa den besonderen, ausgesprochen vielfältigen Vortrag der Farbmaterie auf dem Holzgrund – und hinterfragt dabei das Verhältnis zur Realität.
Die Darstellung ist abstrakt in der Abfolge einzelner malerischer Glieder, deren pastoser Auftrag im weißen Bildfeld fokussiert ist. Daran arbeitet Pia Fries konsequent und radikal seit drei Jahrzehnten, mit Werken, die eindrucksvoll und überraschend sind. Hingegen treten die skulpturalen Werke von Vera Lossau zunächst meist verhalten auf. Sie verfügen mitunter zwar über ornamentale Verläufe, aber Lossau arbeitet oft mit Alltagsmaterialien, auch wenn sie den Bronzeguss und die Anmutung von Gold und Silber verwendet.
Sie agiert hintergründig mit Irritationen, und zwar auf der Grundlage von gesellschaftskritischen Szenarien und Ereignissen aus Gegenwart und Vergangenheit. Grundsätzlich ist bei ihr kein Medium ausgeschlossen, wobei sie ihre Werke bevorzugt installativ arrangiert und damit prekäre Schwellensituationen des Räumlichen wie auch Gedanklichen verstärkt. Aber genau das macht diese Ausstellung so sinnvoll: Die beiden Künstlerinnen zeigen und thematisieren prozesshafte Zustände, die noch den Charakter des Alchimistischen tragen.
Ihre so unterschiedlichen Werke handeln jeweils mit Illusion und deren Hinterfragung, sie machen den Betrachter zum Eingeweihten, aber nicht lauthals, vielmehr erst allmählich, noch mit seiner Bewegung im Realraum. Zugleich sind die ästhetischen Lösungen exakt ausgelotet, und weder Pia Fries noch Vera Lossau – jede von ihnen eine Meisterin ihres Fachs – liegt an schnelllebigen Effekten. Kurzum, am Hochkarätigen der Ausstellungen in Gladbeck besteht sowieso kein Zweifel, diesmal aber könnte es besonders spannend sein.
„Pia Fries – Vera Lossau“I bis 29.3. I Neue Galerie Gladbeck I www.neue-galerie-gladbeck.de
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