Ich lebe seit 30 Jahren im Ruhrgebiet – und zwar freiwillig und sehr gerne! Ich lebe vor allem deswegen so gerne hier, weil der Ruhri an sich gerne schon mal eine richtig große Klappe hat! Und manchmal auch was dahinter. Nicht immer, aber das zu unterscheiden, bleibt jedem einzelnen überlassen. Als damals das Stahlwerk in Dortmund- Hörde an die Chinesen verkauft wurde, da waren wir alle ein bisschen traurig, dass wir nun die Hörder Fackel bei Nacht nicht mehr sehen konnten … aber wir haben in typischer Ruhrgebietsmanier auch ein bisschen gegrinst über die bekloppten Chinesen, die diese gestrige Industrie gekauft haben und mit so viel Geld- und Manpower nach China transportiert haben.
Ganz so glücklich grinsen wir nun nicht mehr, wenn wir nun Stahl für sehr teures Geld in China einkaufen müssen … c’est la vie! Genauso ignorant haben wir gegrinst, als es hieß, an der Stelle des alten Stahlwerks soll ein See entstehen. Andererseits fand ich die Idee auch wieder großartig, hässliche Stadtteile einfach zu fluten. Wenn man das für Dortmund konsequent zu Ende denkt, sollte man sich als Dortmunder(in) schon mal Schwimmhäute wachsen lassen!
Das Wasser steht uns ohnehin bis zum Hals, wer kann sich da tiefe Seen wünschen
Aber so richtig an den See geglaubt haben wir Dortmunder eigentlich noch nicht mal, als er dann geflutet wurde. Nun liegt er da in ganzer Pracht, wie Phönix aus der Asche … böse. Ewignörgler beschweren sich jetzt, dass der See so wenig Tiefe hat und nicht zum Schwimmen freigegeben ist. Das finde ich ungerecht. Uns im Ruhrgebiet steht in vielerlei Hinsicht doch das Wasser ohnehin bis zum Hals, wer kann sich da tiefe Seen wünschen. Und wir suchen doch auch immer nach neuen Geschäftsideen im Sinne des Strukturwandels. Da bietet doch eine seeähnliche Wasserpfütze einiges! Ich zum Beispiel denke darüber nach, am Ufer des Sees Nichtschwimmerkurse anzubieten … nein, nein, nicht so wie die meisten Schwimmbäder das tun! Nein, ich meine Kurse, in denen ich Schwimmern das Nichtschwimmen beibringe – damit sie einen Nichtschwimmersee wirklich zu schätzen wissen! Und dann verwandle ich den Phönixsee in ein echtes Freizeitlermekka!
Dann kommen die Menschen aus allen Teilen der Welt an den Phönixsee und genießen es, an einem See NICHT SCHWIMMEN ZU MÜSSEN. Sondern einfach nur auf die Wasseruntiefe zu starren und gemeinsam mit mir darüber zu meditieren, dass nur der, der Tiefe in sich hat, die Tiefe nicht mehr im Außen suchen muss … oder so … ich denke noch drüber nach und bin noch nicht so ganz in die Tiefe … äh, ist ja auch egal! Jedenfalls wird den ewigen Spöttern das Lachen noch vergehen. Nämlich dann, wenn sie sich noch über unsere Phönixpfütze lustig machen und sie vor lauter Lachen gar nicht mit bekommen, dass wieder einmal tausende von Chinesen mit winzig kleinen Pipetten zu uns nach Hörde kommen und in mühsamer Kleinarbeit Tröpfchen für Tröpfchen unseres Sees nach China transportieren. Und erst wenn der letzte Tropfen Wasser unser Phönixgelände verlassen hat, werdet ihr erkennen, dass man Spott nicht trinken kann!
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Musst Du das haben? Bist Du so eitel?“
Im Gespräch mit Ulrich Schlitzer – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 07/19
„Ich bin ein sehr aktiver Opa“
Im Gespräch mit Nikolaus Schneider – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 06/19
„Ich wollte immer raus, die Welt sehen“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 05/19
„Was ich werden will? Rockstar!“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 04/19
„Einfach immer weitermachen“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 03/19
„Dein Zeitkostüm muss passen!“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 02/19
„Wasser ist Leben“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 01/19
„Immer auf neue Sachen freuen“
Im Gespräch mit Stefan Ludwig – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 12/18
Das, was die Städte ausmacht
Regisseur Michael Loeken über die Dokumentation „Göttliche Lage“ – Gespräch zum Film 08/14
Der Blaumilchsee
Im Dortmunder Stadtteil Hörde hat die Zukunft begonnen – THEMA 10/11 PHOENIX SEE
„Kein eingezäuntes Ghetto für Reiche“
Paul Blanke-Bartz über die Veränderungen im Stadtteil Hörde – Thema 10/11 PHOENIX See
„Nicht mehr im Stau stehen“
Ludger Schürholz zu dem Charme und den Chancen des PHOENIX Sees – Thema 10/11 PHOENIX See
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt
Werben fürs Sterben
Teil 1: Leitartikel – Zum Deal zwischen Borussia Dortmund und Rheinmetall
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
Immer in Bewegung
Teil 1: Lokale Initiativen – Sportangebote für Jugendliche im Open Space in Bochum
Es sind bloß Spiele
Teil 2: Leitartikel – Videospiele können überwältigen. Wir sind ihnen aber nicht ausgeliefert.
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 2: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
Jenseits der Frauenrolle
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Spieldesignerin und Label-Gründerin Mel Taylor aus Köln
Das Spiel mit der Metapher
Teil 3: Leitartikel – Was uns Brettspiele übers Leben verraten
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 3: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
Zusammen und gegeneinander
Teil 3: Lokale Initiativen – Spieletreffs in Wuppertal
Spielglück ohne Glücksspiel
Gegen teure Belohnungen in Videospielen – Europa-Vorbild: Belgien
Spielend ins Verderben
Wie Personalmanagement das Leben neu definierte – Glosse
Wie gewohnt
Intro – Europa