Stefan Ludwig: Lioba, es hat sich viel getan seit unserer letzten gemeinsamen Runde vor etwa zwei Jahren. Da waren wir hier schon mal unterwegs: Mittlerweile habe ich gelernt, das Publikum 80 Minuten zu unterhalten, nehme inzwischen eine Uhr mit, damit das Publikum nicht wegnickt. Man selbst ist total in einem Erzählfluss und kriegt nicht mit, wenn einem die Zuschauer flöten gehen. – Zwei Jahre später, wie geht es dir heute?
Lioba Albus: Okay. Ich merke, für mich hat sich sehr viel verändert. Ich begrüße, dass ich innerlich ruhiger werde und mich, außer im Beruf, immer mehr zurückziehe. Ich werde bald 60 und ich habe das Gefühl, jetzt lernen zu müssen, mit Energien sorgsamer umzugehen. Ich bin vor zwei Jahren zum zweiten Mal Oma geworden und das ist für mich ein unheimlich großes Geschenk, so dass ich versuche, ein bisschen mehr Zeit rauszuschinden auch für meine Familie, für die Enkelkinder. Ich freue mich wahnsinnig auf meinen 60. Geburtstag. Nicht nur, weil ich da eine große Party machen werde, sondern auch, weil ich das Gefühl habe, 60 ist so eine Schallmauer und dann kann ich immer wieder mit Fug und Recht sagen: „Wisst ihr was, darum könnt ihr mich jetzt nicht mehr bitten. Dafür bin ich zu alt.“ Ich hätte das früher auch sagen können, aber ich habe es nicht getan. – Wie alt bist du, Stefan?
SL: Ich habe im vergangenen Jahr mit meiner Mutter zusammen den 100. Geburtstag gefeiert. Ich bin 40 geworden und sie 60 und wir haben uns hier im Cabaret Queue einen schönen Abend gemacht, sensationell. Ich habe viele Jahre bewusst meinen Geburtstag nicht gefeiert. Aber alle paar Jahre, da sollte man seine Leute dann doch zusammenholen. – Lioba, wie genießt du mit deinem Partner die kostbare Freizeit? Lesebrille oder Wanderstiefel?
LA: Wenn wir wegfahren, dann müssen wir schon zwei bis drei Tage am Stück haben. Das machen wir von Zeit zu Zeit und dann machen wir Städtereisen. Das ist mir ganz wichtig, weil ich das bisher aussparen musste, von meinem Zeitkostüm her. Ich finde, das kann einem zu eng werden oder es kann an einem schlackern und da muss man gucken, dass einem das so einigermaßen passt. Vor einiger Zeit haben wir eine Reise nach Krakau gemacht, weil wir beide auf dem Zettel hatten, uns mit Ausschwitz zu konfrontieren. Wir hatten beide echt Schiss davor und es war auch wirklich sehr schwer, aber ich fand es gut. Dadurch, dass wir es zusammen gemacht haben, konnte man es noch so gerade irgendwie aushalten. Man kann anschließend noch viel darüber reden. Wem kannst du von so einem Besuch lange erzählen? Alle winken ab, das ist für viele immer noch ein wahnsinniges Tabu. – Sorgst du hier am See für deinen sportlichen Ausgleich, Stefan?
SL: Erstmal danke für das Wort Zeitkostüm – noch nie gehört. Ich habe vor einiger Zeit bewusst realisiert, dass auch ich mein Zeitkostüm ändern muss. Ich muss Sport mehr Zeit geben. Ich genieße gerade, mit dir unterwegs zu sein, weil es einem selten geschenkt wird, mit so reflektierten Leuten unterwegs zu sein.
LA: Dankeschön, das geht mir mit dir genauso. Das sind vielleicht auch bei uns ein bisschen die beruflichen Nebenwirkungen, dass wir einfach viel über Dinge nachdenken müssen. Das ist das Schöne an deinem Beruf: Du hast die Chance, Menschen erzählen zu lassen und ihnen richtig zuzuhören.
‚52Runden‘ gibt es auch in Buchform.
Mail an Stefan Ludwig über 52runden@gmx.de
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Wer mit Stefan Ludwig den See umrundet, wird ein Gesprächserlebnis besonderer Art genießen, auch mit sich selbst. Er läuft weiterhin jede Woche um den See und sein 52-Runden-Kalender hat 2019 auch noch Lücken…
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