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Foto: Frank Vincentz/CC BY-SA 3.0

„Musst Du das haben? Bist Du so eitel?“

26. Juni 2019

Im Gespräch mit Ulrich Schlitzer – bei einer von 52 Runden um den Phoenix-See – Spezial 07/19

Stefan Ludwig: Uli, wir haben uns vor ein paar Jahren schon mal zum Interview getroffen. Erinnerst Du Dich noch?

Ulrich Schlitzer: Das tue ich. Das muss noch zu N8chtschicht-Zeiten gewesen sein. Die letzte Show lief 2005 in Essen auf einem Stadtfest. Da ist uns noch unser Bühnenbild geklaut worden. Deswegen weiß ich das so genau.

Ulrich Schlitzer
Foto: Stefan Ludwig

Zur Person:
Ulrich Schlitzer
ist Musiker und Darsteller meist komischer Rollen. 1993 stieg er beim damaligen „Rocktheater N8chtschicht“ ein. Noch heute steht er auf der Bühne neben seinem alten Bühnenpartner Fritz Eckenga. Die Mission: spielen, beleidigen oder bekämpfen.

SL: Bitte was?

US: Der letzte Gig, und danach ist das Bühnenbild weg. Der Bar-Hintergrund, vor dem Fritz Eckenga und ich auch immer die Vertreter spielten. Das war schon schick. Ich denke, das ist jetzt in irgendeiner Kellerbar.

SL: Uli, wo stehst Du gerade? Was hast Du auf dem Tisch?

US: Auf Trab hält mich tatsächlich – nach einer etwas ruhigeren Phase – dass auf einmal alles, was man so an Projekten angedacht hat, anfängt zu laufen. Manchmal weiß ich gar nicht richtig, wo mein Kopf zuerst hinmuss, welche Texte ich wofür zuerst lernen soll. Das ist natürlich eine schöne Situation, weil alles mit den Freunden und Musikern aus alten Zeiten entsteht und wächst. 

SL: Aus früheren Jobs weiß ich, dass man die Stimme trainieren muss, wenn man mehrmals wöchentlich viele Stunden spricht und telefoniert. Das ist gar nicht so weit weg von Sängern. Was machst Du zum Training Deiner Stimme?

US: Ich übe ja sehr gerne, vor allem für die Projekte natürlich, aber da es ja so viele sind, bin ich ständig im Training und muss gar nix extra machen. Natürlich mache ich mich warm vor Band-Auftritten, da ich das für den Gesang brauche. Ich gucke, ob noch alles da ist. Und das mache ich im Auto, weil es laut ist.

Stefan Ludwig
Foto: Peter Schütte
ZUR PERSON
Stefan Ludwig
. Er läuft und läuft. Seit 2015 ist der Gehbehinderte unterwegs um den See, freut sich auf Menschen, die ihn begleiten und fasziniert sie dabei. Er muss laufen. Nichts bildet sich so schnell zurück wie Muskulatur. Da hatte er die geniale Idee: Laufen, reden, eine gute Zeit haben.

SL: Ich verändere mich gerade. Ich hatte einige Möglichkeiten, mich mit Lesungen auszuprobieren und ich halte für mich gerade fest, aber damit ist erstmal Schluss. Ich arbeite mich daran nicht mehr ab. Die Leute sind gut zu mir, mich kostet es aber zu viel Überwindung, als Spielmacher auf eine Bühne zu gehen. Ich bin gerne Teil von etwas, vielleicht mal Talkgast, aber nicht der 90-Minuten-Libero.

US: Ich kenne das sehr gut. Ich hab mich schon oft gefragt, warum ich mir das antue. Eine Frage, die mich schon lange begleitet: „Musst Du das haben? Bist Du so eitel? Und, und, und...“ Aber, wenn Du da investiert hast in Rollen, Kraft und Zeit, dann überwindet man das und sagt sich nachher: „Das ist ja super gelaufen, war ja schön, hat Spaß gemacht.“ Das ist ja das Entscheidende, der Spaß. Das geht nur, wenn es Dir selber Spaß macht und wenn sich das überträgt. Dabei habe ich das Gefühl, dass das in den letzten Jahren noch direkter geworden ist. Bei „Der Trainer muss weg“ kann man manchmal dem Affen Zucker geben, albern sein und so richtig die Sau rauslassen und ist dabei trotzdem eingebettet in eine Struktur und einen besprochenen Ablauf. Das liebe ich eigentlich.

SL: Für den Leser übertrage ich jetzt mal ein Bild: Ja, genau jetzt sehe ich das Leuchten, das Schlitzer-typische Leuchten der Freude und Begeisterung in Deinen Augen. Du bist ja auch gerne mal ein bisschen frech.

US: Einfach mal gucken, was passiert. Ich war früher schon gerne albern und habe rumgespielt. Ich hab mich tot auf eine Straße gelegt und drauf gewartet, dass ein Auto vorbeikommt. Das war dann ausgerechnet meine Rektorin, die sich über mich beugte und die ich dann erschreckt hab.

SL: Was?

US: Ja. Vor meinem Elternhaus. Zufällig die Rektorin der benachbarten Grundschule. Die hat mir dann eine getunkt, mich an den Haaren ins Haus gezogen und mein Vater hat mir nochmal eine getunkt für den beschissenen Scherz.

‚52Runden‘ gibt es auch in Buchform.
Mail an Stefan Ludwig über 52runden@gmx.de
Aktuelle Lesungen & mehr: www.52runden.de

Wer mit Stefan Ludwig den See umrundet, wird ein Gesprächserlebnis besonderer Art genießen, auch mit sich selbst. Er läuft weiterhin jede Woche um den See und sein 52-Runden-Kalender hat 2019 auch noch Lücken…

Stefan Ludwig

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