Stefan Ludwig: Als Sie sich mir kurz vorgestellt haben, habe ich gedacht: Das könnte auch zu mir passen. Sie reisen viel, oder?
Sascha Hellen: Ich bin viel unterwegs und habe viele Sachen gemacht. Ich habe für die UNESCO gearbeitet, für die ARD für Reinhold Beckmann, habe ein Buch mit Peter Maffay veröffentlicht und vieles mehr. Sagen Sie mal, warum haben Sie mich überhaupt eingeladen?
SL: Wir kennen uns über Facebook und ich habe zwischen den Zeilen gemerkt, dass Sie ein Netzwerker sind. Ich dachte, der Mensch macht etwas, worin es eine Parallele zu mir gibt und wurde neugierig. Was gibt es für einen familiären Hintergrund?
SH: Mein Vater war Kruppianer, ist leider sehr früh verstorben, mit 55, nachdem er drei Jahre lang gegen den Krebs gekämpft hatte. Meine Mutter ist Hausfrau und Mutter gewesen. Ich habe einen älteren Bruder, er ist acht Jahre älter. Ich wollte immer raus, wollte die Welt sehen. Ich bin mit 14 Jahren bei der Lokalpresse aufgeschlagen und habe gesagt: „Ich schreibe für die Schülerzeitung. Also muss ich auch gut genug für Euch sein. Ich möchte jetzt gerne hier einsteigen und würde gerne Interviews führen.“
Der erste Gesprächspartner war Harald Schmidt, der hat zu der Zeit „Verstehen sie Spaß“ moderiert. Die Sendung fand in der Ruhrlandhalle statt. Harald Schmidt hat mir 20 Minuten im Hotel gegeben. Ich fragte Dinge, die man fragt, wenn man 14 ist: „Herr Schmidt, Sie werden auf der Straße mit Jürgen Drews verwechselt, wie reagieren Sie?“ Er antwortete in aller Gelassenheit „Ich ziehe mich nackt aus und lasse mich fotografieren.“ Irgendwann war Reinhold Beckmann ein Interviewgast und lud mich ein, ein Praktikum zu machen. Ich hatte das Glück, das bei ihm in der ARD-Redaktion zu machen. Wie sind Sie in den Beruf gestartet?
SL: Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zum Verlagskaufmann gemacht und kurz danach einen Ausflug in die Selbstständigkeit unternommen, der nur zweieinhalb Jahre andauerte. Danach fand ich immer Jobs aufgrund meiner Person und Qualifikation. Wie war das bei Ihnen?
SH: Ich habe bis heute keine Bewerbung geschrieben. Ein großes Glück, dass ich immer Leute gefunden habe, die gesagt haben: „Wir können Sie gerade gebrauchen.“ Irgendwann sprach mich die Organisation der UNESCO an für sie Öffentlichkeitsarbeit zu machen und ich habe Botschafter begleitet, habe mit großen Figuren unserer Zeit zu tun gehabt - von Michael Schumacher bis Arafat.
SL: Sicher bietet Ihnen das Leben auch manchmal Zitronen an. Wie gehen Sie mit Misserfolg um?
SH: Der gehört dazu. Ich habe, wie Sie, Insolvenzerfahrung mit einer Firma. Ich sage dazu heute: Es gibt mehrere hundert Insolvenzen im Jahr in Bochum. Meine wurde öffentlich gemacht. Ich habe letztens noch mit Peer Steinbrück telefoniert. Das ist immer ein humorvoller Austausch. Er hat gesagt: „Ich habe jetzt schon seit vier Wochen keinen Skandal mehr gehört. Was ist denn los?“ Das gehört dazu, das sucht man sich nicht aus und vieles wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Ein Problem unserer Zeit ist, dass Informationen unheimlich schnell rausgehauen werden und die Wahrheit nur langsam hinterherkommt. In Amerika wären wir Stars, Sie und ich. Wenn man da auf die Schnauze fällt und wieder aufsteht, dann wird man gefeiert. In Deutschland ist Scheitern etwas, was einen ewig und drei Tage verfolgt. Man kann nur scheitern, wenn man auch wirklich etwas gewagt hat. Schwierige Zeiten haben auch etwas Reinigendes. Sie wissen, wer zu Ihnen steht, wer Ihre Freunde sind.
‚52Runden‘ gibt es auch in Buchform.
Mail an Stefan Ludwig über 52runden@gmx.de
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Wer mit Stefan Ludwig den See umrundet, wird ein Gesprächserlebnis besonderer Art genießen, auch mit sich selbst. Er läuft weiterhin jede Woche um den See und sein 52-Runden-Kalender hat 2019 auch noch Lücken…
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