Stefan Ludwig: Sie sagen, Sie schreiben sehr viel. Was schreiben Sie denn?
Jochen Rausch: Ich schreibe immer an Romanen herum. Ich habe mich jetzt an einem Drehbuch versucht. Letztes Jahr ist ein Buch von mir verfilmt worden, das Buch heißt „Krieg“ und der Film heißt „Fremder Feind“ und wurde mit Ulrich Matthes verfilmt. Wir haben sogar von der Akademie der Darstellenden Künste in Baden-Baden den Preis für den besten Fernsehfilm bekommen. – Und bei Ihnen, wie geht es da weiter? Sie haben erzählt, dass Ihr zweites „52 Runden“-Buch erschien.
SL: Gut, gefolgt von einem Aber: Ich habe Erfahrungswerte vom ersten Buch – Presseberichte, Rezensionen, Bestellungen und Verkaufszahlen. Alles Vorherige sollte man besser vergessen.
JR: Man fängt immer wieder von vorne an. Als ich Anfang 20 war, hat mich jemand gefragt, was ich werden wolle. Ich habe gesagt: Rockstar! Wir hatten eine Band und ich habe alles dafür getan. Anfang der 80er Jahre hatte ich einen Plattenvertrag und als Produzenten Conny Plank, der leider schon lange tot ist. Plank hat Bands wie Kraftwerk oder die Eurythmics produziert. Unsere Band hieß Stahlnetz, ein Duo, und war immerhin zwei Wochen in den Charts. – Wie kommen Sie auf der Bühne zurecht? Lampenfieber?
SL: Immer. Ich habe einige Jahre im Veranstaltungsbereich gearbeitet. Als Veranstalter, also dort, wo es dunkel ist und mich keiner sieht. – Stellen Sie sich vor, morgen früh läuft 1Live Die Box und darin sitzt Jochen Rausch und spricht mit den Moderatoren übers Radiomachen.
JR: Wir reden ja dauernd darüber, was aus dem Radio werden soll. Durch die digitale Welt müssen sich alle Medien verändern. Heute wird Radio auf Smartphones und anderen Geräten gehört und wir konkurrieren mit allem, was man mit einem Smartphone sonst noch machen kann. Radio hat eine große Stärke: Das sind die Menschen, die Emotionen und hoffentlich gibt es immer wieder Überraschungen. Sonst hört keiner hin. – Was Sie hier machen, ist ja viel intensiver als das, was ich mit meiner Taxigeschichte gemacht habe. Ich finde das toll. Als Radiomensch kann ich Ihnen nur empfehlen, einen Podcast daraus zu machen.
SL: Danke, ich denke darüber nach. – Was hat es mit Ihrer Taxigeschichte auf sich?
JR: Ich fahre eigentlich nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also auch mit dem Taxi, und da fiel mir eines Tages auf, dass die Taxifahrer sehr häufig sehr interessante Sachen erzählten. Es gibt ungefähr 250.000 Taxifahrer in Deutschland und es sind oft gebrochene Biografien. Mir hat noch keiner erzählt, er wollte immer schon Taxifahrer werden. Mein Buch ist eine Mischung aus Reportage, O-Ton und literarischer Freiheit. – Sind die Runden sehr anstrengend für Sie?
SL: Anfangs waren sie das. Heute kann ich anschließend noch einen ganzen Arbeitstag dranhängen. – Pflegen Sie ein persönliches Workout?
JR: Ich gehe viel zu Fuß. Wir wohnen 20 Minuten vom Bahnhof entfernt und in Wuppertal sind auch viele Höhenmeter dazwischen. 20 Minuten mit einer Tasche den Berg hoch – das ist mein tägliches Training. Manchmal mache ich komische Sachen: im letzten Frühjahr habe ich Interrail nachgeholt, mit 40-jähriger Verspätung. Ich bin nach Neapel geflogen und dann immer wieder sukzessive mit dem Zug bis nach Barcelona gefahren. In den Städten bin ich sehr viel zu Fuß gegangen. Ich mag das gerne: Durch die Straßen laufen, mich treiben lassen, fotografieren, einen Kaffee trinken, etwas schreiben.
‚52Runden‘ gibt es auch in Buchform.
Mail an Stefan Ludwig über 52runden@gmx.de
Aktuelle Lesungen & mehr: www.52runden.de
Wer mit Stefan Ludwig den See umrundet, wird ein Gesprächserlebnis besonderer Art genießen, auch mit sich selbst. Er läuft weiterhin jede Woche um den See und sein 52-Runden-Kalender hat 2019 auch noch Lücken…
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