Stefan Ludwig: Stichwort Beruf, Herr Schneider. Wie sind Sie gestartet?
Nikolaus Schneider: Ich habe Evangelische Theologie studiert, bin Pfarrer geworden, und das wirklich mit Leidenschaft. Ich war sehr gerne Gemeindepfarrer. Meine erste Pfarrstelle war in Duisburg-Rheinhausen. Da, denke ich, war ich schon richtig, weil ich mich in dem Milieu auskannte, die Sprache der Leute sprach, ich sie verstand und sie auch mich verstanden haben. Ich war da genau richtig. Später wurde ich Superintendent des Kirchenkreises, Diakoniepfarrer, bin dann ins Landeskirchenamt gekommen und wurde dort verantwortlich fürs Personal. Dann wurde ich Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und auch noch Ratsvorsitzender der EKD. Alles Wege, die man nicht karrieremäßig plant. Man wird gefragt und vorgeschlagen.
SL: Vielleicht gehört auch ein bisschen dazu, gut in seinem Job zu sein.
NS: Auch das. Meine Frau habe ich an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal kennengelernt. Wir haben geheiratet. Meine Frau war Lehrerin und wir hatten drei Kinder: Eine wurde Richterin, eine Lehrerin und die dritte ist uns in der Zeit ihres Studiums verstorben, weil sie an einer Leukämie erkrankt ist, die sich als nicht heilbar erwies. Jetzt bin ich seit bald fünf Jahren in einem sehr aktiven Ruhestand. Wir haben Enkelkinder und ich bin ein sehr aktiver Opa.Ich hole die Kinder aus der Kita ab und begleite sie auch zu ihren Events. Ich hab auch eine Enkeltochter, die sportlich sehr gut ist, da bin ich dann Teil der Fankurve – auch bei einem Enkelsohn, der auch sportlich sehr aktiv ist. Ich habe noch das Privileg, dass ich zu Predigten, Vorträgen und Podien eingeladen werde. Ein paar Ehrenämter habe ich noch. Der DFB hatte mich gefragt, in der Ethikkommission mitzuarbeiten. Interessieren Sie sich für Sport?
SL: Gerne für Fußball. Ich wohne mitten in der Dortmunder Innenstadt, da hat sich für mich die Frage nach dem Verein nie gestellt. Beim DFB ist ja gerade wieder was freigeworden.
NS: Der DFB ist wirklich eine schwierige Konstruktion. Sie haben den großen Amateurbereich, das sind ja 25.000 Vereine mit weit mehr als 100.000 Ehrenamtlichen, die alle eine großartige Arbeit machen. Dann gibt es noch die 36 Bundesligavereine, die Glamour-Welt, in der das irre Geld verdient wird. Der DFB versucht, das zusammenzuhalten und daraus ergeben sich sehr schwierige Konstrukte. Es ist kein Zufall, dass schon innerhalb kürzester Zeit der zweite Präsident scheitert. Da stehen wirklich auch Fragen der Struktur an, die beim DFB geklärt werden müssen.
SL: Vom 19. bis 23. Juni steht der Deutsche Evangelische Kirchentag hier in Dortmund vor der Tür. Was steht da für Sie auf dem Programm?
NS: Meine Frau und ich werden zusammen eine Bibelarbeit machen. Ich werde in einem Gottesdienst von Amnesty International predigen und bei einem Hauptpodium mit Anselm Grün und Kirsten Fehrs dabei sein. Darin geht es um das Thema Vertrauen und Vertrauensverlust. Ich werde an einem politischen Nachtgebet beteiligt sein, auf der Rheinischen Bühne und auf dem „Roten Sofa“ der kirchlichen Medien. – Woran denken Sie beim bevostehenden Kirchentag?
SL: Ich habe zwei Lesungen zu „52 Runden“ und moderiere beim „Treffpunkt Gospel“. Ich freue mich jetzt schon auf die Stimmung in der Stadt, in der Hoffnung, dass sie eine „Kirchentagstypische“ wird. Kirchentag bedeutet zwar dicke Füße, lange Tage, kurze Nächte, aber auch Entschleunigung, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Endlich mal wieder Anlächeln in der S-Bahn, nicht nur laute Kopfhörermusik.
‚52Runden‘ gibt es auch in Buchform.
Mail an Stefan Ludwig über 52runden@gmx.de
Aktuelle Lesungen & mehr: www.52runden.de
Wer mit Stefan Ludwig den See umrundet, wird ein Gesprächserlebnis besonderer Art genießen, auch mit sich selbst. Er läuft weiterhin jede Woche um den See und sein 52-Runden-Kalender hat 2019 auch noch Lücken…
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