Die verdunkelten Hallen der Kunsthalle Recklinghausen geben mit ihren wechselnden Laufwegen und Projektionen die Atmosphäre vor. Die Theatralik und das Inszenierte weisen von der Form direkt auf den Inhalt. Das gilt schon für die schneeweißen Fledermäuse. Sie verweisen auf Forschungen zur Erinnerung von Räumen. Sind die beiden hier eingerichteten Kammern eigentlich identisch? Im Laufen, Sehen und Denken stellt sich Verunsicherung und Beunruhigung ein – trotz aller geheimnisvollen Schönheit der skulpturalen Elemente. Ein Verfahren von Penny Hes Yassour, die seit der documenta 1997 hierzulande bekannt ist, ist die Verlangsamung der filmischen Bilder, die behutsam von elektronischem Sound begleitet werden.
„Und, alles klar?“, fragt Penny Hes Yassour beim Rundgang, interessiert daran, wie die Betrachter mit ihren Erfahrungen die Installation wahrnehmen. Bei aller Vielschichtigkeit und Offenheit: Die vier Beiträge sind brisant, geprägt vom Nahostkonflikt in ihrer Heimat Israel. So finden sich Aufnahmen vom Niemandsland am Jordan mit den Wachtürmen ebenso wie die eines Tarnnetzes. Im Obergeschoss ist eine Videoinstallation zu sehen, die die Einrichtung eines gigantischen Wasserbeckens beschreibt. Im Zwischengeschoss erinnert das Schattentheater der Briefwaagen an die Fördertürme im Ruhrgebiet, und die Regale mit ihren Utensilien lassen an Wunderkammern denken. Penny Hes Yassours „Temp-Est“ ist die 69. Ausstellung der Ruhrfestspiele. Die letztjährige Premiere von Hans-Jürgen Schwalm als Kunsthallendirektor war der installative Parcours von Gert und Uwe Tobias – und schon der war grandios.
Penny Hes Yassour – Temp-EST | bis 14.7. | Kunsthalle Recklinghausen | www.kunsthalle-recklinghausen.com
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