Eine Figur wie aus dem Bilderbuch ausgestorbener Menschenarten bringt Karin Berkenkopf alias Frieda Braun auf die Bühne, eine ganz in beige gehaltene sauerländische Hausfrau mit Hornbrille und artiger Frisur, die nichts anderes macht, als ihre Alltagsbeobachtungen unters Volk zu streuen. Doch halt: Hinter der bräsigen bis provinziellen Erscheinung verbirgt sich ein heller Kopf. Ähnlich wie Jutta Wübbe alias Marlene Jaschke aus Hamburg ist die in Winterberg beheimatete Comedienne ein Ausbund an Perfidie. Zielscheibe ihrer Betrachtungen sind mit Vorliebe Männer im Allgemeinen und Otto oder Bernd im Besonderen.
Ersterer ist passionierter Feuerwehrmann a. D., der immer noch mit Leib und Seele am Löschen hängt, wovon der Weihnachtsbaum ein Liedchen singen könnte. Bernd dagegen wird von seiner Carola ausgewildert, nachdem sie bemerkt hat, dass er vor der Glotze stagniert. Womit die Frage, wie viel Bildung eine Partnerschaft verträgt, beantwortet wäre. Die Schultern leicht nach vorne gezogen, die Beine verklemmt aneinander gedrückt, signalisiert Frieda Braun mühsam überwundene Schüchternheit. Mit eben diesen präzisen Bewegungsabläufen findet sie den direkten Weg in die Herzen und das Humorzentrum der Zuschauer, die sich vor Lachen regelmäßig ausschütten, wenn sie von getoasteten Nachrichten und gegurgeltem Wetter spricht. (Stadthalle in Oer-Erkenschwick 24.4. „Sammelfieber“; Ebertbad in Oberhausen am 25.4. „Sammelfieber“; Flottmann-Hallen Herne am 29.4. „Rolle vorwärts“.)
„Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus“ heißt das neue Solo von Moritz Netenjakob, in dem (am 24.4. im Duisburger Kleinkunsttheater Die Säule) „der deutsche Weg zum Glück“ seinen Niederschlag findet. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Pfaden, auf denen man sich hierzulande der Glückseligkeit annähern kann. Alle haben eines gemeinsam: Sie brauchen einen ordentlichen Rahmen.
Der Kölner Comedian und Bestsellerautor („Macho Man“) packt seine Beobachtungen aus dem Land der Dichter und Denker in der Comedia in herrlich abgedrehte Spielszenen, die von seiner stupenden parodistischen Fähigkeiten und jeder Menge selbstironischer Attacken leben – und dem Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Er ist außerdem mit von der Partie, wenn mehrere Männer gleichzeitig am 14.4. im Oberhausener Ebertbad (= Pufpaffs Badeanstalt) die Spaßbretter mit dem Ziel besteigen, dem Herrenwitz zu einer neuen Blüte zu verhelfen. Da bleibt kein Auge trocken. Dafür sorgen außer Netenjakob die Gäste: Ingmar Stadelmann, Roland Baisch und Trionova. Moderation: Sebastian Pufpaff
Wie sie das geschafft hat, wissen die Götter: Vor 30 Jahren hat die Italienerin Margie Kinsky den Kanadier Bill Mockridge geheiratet, sechs männlichen Menschen das Leben geschenkt und ist als Frau der ersten Stunde mit dem Springmaus-Ensemble über so ziemlichen alle deutschsprachigen Kleinkunstbühnen gewirbelt. Ihr zweites Soloprogramm, mit dem sie am 24. im Duisburger Grammatikoff gastiert, heißt „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeerpudding“ und ist ein so bodenständiger wie amüsanter Streifzug durch viele Jahre turbulenten Familienlebens. Wer wissen will, wie Multitasking wirklich geht: Hier wird er fündig. Verspricht hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende
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