Wenn sie es auch noch nicht gemerkt haben sollten, Computerspiele durchdringen unseren Alltag immer stärker. Damit steigt natürlicherweise auch der Bedarf an qualifizierten Vermittlungsangeboten, die über den reinen Konsum hinausgehen und entsprechende Medienkompetenzen ausbilden. Und dazu muss heutzutage eine Messe her, die nicht so heißt. Nach drei Jahren in Köln zieht die Next Level Conference 2013 ins Dortmunder U und bietet auch dort diese einzigartige Mischung aus digitalen Spielen als Kunstform und Kulturtechnik in einem Mix aus Ausstellungen, Vorträgen, Diskussionen, Workshops und Performances.
Dabei sind die Thematiken rund um Computer und Spielekonsole durchaus auch als kulturelle Evolution zu werten, die sich längst nicht nur als Unterhaltungsmedium etabliert hat. Sie bilden auch die Basis zahlreicher Subkulturen und sind spätestens seit den 1990er Jahren Gegenstand intensiver künstlerischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung. In Vorträgen, Panels und Performances gehen die Vortragenden auch kunstgeschichtlich der Wechselbeziehung von Kunst und Spiel nach. Sie setzen Bezüge zum Fluxus und ganz aktuellen Strömungen, beschäftigen sich aber auch wahrnehmungs-psychologisch mit räumlichen Transformationsprozessen und spüren dem Verhältnis von Wirklichkeit und digitalem Spiel nach. Dazu gehört als Highlight auch die Keynote von Bazon Brock, dem deutschen Denker im Dienst und selbst ernanntem Künstler ohne Werk, was könnte schöner sein als emeritierter Professor am Lehrstuhl für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal. Der streitbare Vordenker des Kunstbetriebs referiert und performt zum Thema: „Next Level 1914.
Algorithmus als Feuerkraft: Großväter erzählen vom kommenden Krieg.“ Das sollte niemand verpassen, denn während sich Geschichte in modernen Computerspielen als veränderbar erweist, wird die reale menschliche Einflussnahme in vielen gesellschaftlichen Bereichen, so beispielsweise am Finanzmarkt, immer stärker durch automatisierte Abläufe zurückgedrängt, meint der Kulturprofessor.
Dazu gibt es auf mehreren Etagen des Dortmunder Vorzeigewahrzeichens eine Ausstellung, konzipiert und kuratiert von der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), sie vermittelt Perspektiven der Auseinandersetzung mit dem Medium Game und der Tätigkeit des Spielens und versammelt dazu unterschiedliche künstlerische Positionen, die Spiel als Installation begreifen oder filmisch-experimentell mit dem Medium umgehen. Zugleich bietet sie aber auch Untersuchungen zur Ästhetik des Spielens, zu Programmcode und Technik. Die Ausstellung fragt dabei auch nach der Wechselwirkung von Computerspielen und Gesellschaft, zeigt »radical games« und »outsider games«, politische Positionen und künstlerische wie subkulturelle Aneignungen, die Computerspiele kommentieren oder vollständig transformieren.
Wer will kann sich kreativ mit Games auseinandersetzen: Jugendliche und Pädagogen sollen sich als Gamedesigner betätigen, Let´s Plays erstellen oder an Spielstationen wertvolle neue Erfahrungen sammeln.
Next Level Conference 2013
6. und 7. Dezember im Dortmunder U
Infos: www.next-level.org
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