Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23

12.595 Beiträge zu
3.821 Filmen im Forum

courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin
Uwe Walter, Berlin

Polierter Mythos

25. April 2013

Stella Hamberg in der Neuen Galerie Gladbeck – RuhrKunst 05/13

Lässig steht das junge Mädchen im Raum. Ziemlich burschikos, mit freiem Oberkörper, die Hände in den Taschen, blickt es den Betrachter regungslos an. Das Mädchen ist eine Bronzearbeit (2010, patiniert, 170 x 66 x 60 cm, Aufl. 3) von Stella Hamberg, Shootingstar der Bildhauerszene, die sich mit riesigen Berserker-Skulpturen im neu eröffneten Albertinums in Dresden ins Licht der Öffentlichkeit wütete. Erst vor zwei Jahren hatte die Künstlerin in Goslar ihre erste Einzelausstellung in einem Museum.

Jetzt ist ihre Ausstellung „Götter 1“, die auch Bildhauerzeichnungen beinhaltet, in der Neuen Galerie Gladbeck zu sehen. Stella Hambergs Figuren stehen sockellos auf dem Fußboden und teilen so mit dem Betrachter die gleiche Ebene. Die Figuren „Der Freund“ und „Das Mädchen“, keine historischen Figuren, sind nur wenig größer als die Durchschnittsdeutschen und die Besucher können ihnen in die Augen schauen. Diese relativ neuen Bronzen wirken weder heroisch, noch elegant, trotz ihrer teilweise geglätteten Oberflächen.

Bronze war als Material unter den zeitgenössischen Künstlern lange Zeit wegen ihres repräsentativen Charakters verpönt. Hamberg stört das nicht, denn gerade weil das Metall für sie den Nimbus „von etwas Ewigem“ hat, kann sie dagegen mit Wucht ankämpfen. Diesen Kampf gegen das Ewige, das stets mit der Vorstellung von bestimmten Idealen verknüpft ist, führt Hamberg auch mit intendierter Unvollkommenheit. Doch die gezielt gesetzten Disproportionen an Köpfen, Händen und Füßen rauben den Figuren nicht ihre Kraft, auch wenn sich diese in jüngster Zeit nicht mehr so wüst an der Oberfläche zeigt. Ganz neu in der Gladbecker Schau ist eine Serie von kleineren Plastiken, die erstmalig zu sehen sein werden.

Hamberg ist von der Idee der Alchemie fasziniert: Solange im Dreck wühlen, bis etwas Neues entsteht, nennt die aus Hessen stammende Wahlberlinerin das, die an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Prof. Martin Honert Bildhauerei studierte. Die Bildhauerin sucht in der Kunst nicht Information, sondern Erfahrung und Atmosphäre. Das gilt für den Arbeitsprozess wie für das fertige Werk. Eine Haltung, die mit der traumähnlichen Aura ihrer neuen Arbeiten korrespondiert, auch wenn Hamberg den Mythos etwas poliert hat.

Stella Hamberg „Götter 1“ | 17.5.-12.7. | Neue Galerie Gladbeck | 02043 3 19 83 71

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Für immer hier

Lesen Sie dazu auch:

Spuren und Ahnungen
Stefan Müller und Viola Relle im Dialog in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 04/24

Erste Berührungen
Die Malerei von Vivian Greven in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 03/23

Erinnerungen, die sich formen
Melike Kara in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 12/22

Die Ironie der sichtbaren Dinge
Justine Otto in der Neuen Galerie Gladbeck

Malerei und Plastik vereint
Justine Otto in der Galerie Gladbeck

Zwischen Welten
Simone Lucas in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 07/21

Menschen in Räumen
Tim Eitel in der Neuen Galerie Gladbeck – Kunst in NRW 04/21

Die Räume der Bilder
Candida Höfer in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 10/20

Malerei aus Skulptur
Thomas Scheibitz in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 03/20

Für die Malerei
Sven Kroner in Gladbeck – Ruhrkunst 01/20

Gegenwart und Geschichte
Jüngste Bilder von Helena Parada Kim in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 03/19

Zustand des Träumens
Leiko Ikemura in Gladbeck – Ruhrkunst 12/18

RuhrKunst.

HINWEIS