Das Stück wurde von der rumänischen Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Lia Bugna wohl in nur einer Woche geschrieben. Das merkt man ihm leider auch an. Die Geschichte um das sich immer noch liebende, gealterte Paar, ist kaum ausgelotet und bleibt im Klischee stecken. Das Ehepaar Bauhofer wird von der Rumänin Ana liebevoll gepflegt. Kinder scheint das Paar keine zu haben, stattdessen gibt es den geldgierigen Neffen Frank, Typ Bahnhofszuhälter, der für die Finanzierung seines nächsten Filmprojektes Geld benötigt. Weil sich sein Onkel nicht in ein Altenheim abschieben lässt, ersinnt er abstruse Pläne, damit der ersehnte Geldregen doch noch einsetzt. Mal versucht er es über eine vorgetäuschte Liebe, was an Ana scheitert, die sich nichtsdestotrotz – und warum auch immer – später doch auf den schmierigen Frank einlässt; mal wird eine Familiengeschichte erfunden und die plötzlich existierende Junkietochter dafür eingespannt. Zum Schluss vereint der Tod die beiden gealterten Liebenden in der Ewigkeit. Nun ja. An einer Stelle fällt der Satz: „Das ist mir hier zu soapig“. Das fasst den Abend leider ziemlich treffend zusammen.
Das Thema Arbeitsmigration im Carebereich wird einfach ausgelassen, obwohl Rumänien zu den Ländern gehört, die vor allem weibliche Arbeitskräfte für Deutschland und andere reiche Länder stellen. Gerade vor dem Hintergrund der Kooperation hätte man sich als ZuschauerIn mehr erwartet. Dafür durchziehen Schneckenanspielungen das Stück, schließlich ist die Oberhausener Schneckenskulptur Namenspatronin und Inspirationsquelle des Stückes zugleich, allerdings reichen sie nicht zur klaren Metapher und sind damit letztlich nur Wortspielereien. Hartmut Stankes Spiel des alternden Manns ist berührend und facettenreich. Mal liebenswert, mal ekelhaft, trifft er die Ambivalenz des Alterns. Dem Regisseur, Vlad Massaci, gelingt mit der Sterbeszene von Frau Bauhofer ein poetischer Moment. Die Sterbende steht aus ihrem Rollstuhl auf und umarmt ihren Mann. Beide verharren einen Moment in dieser zeitlosen Liebe. Die Bühne ist dunkel, der Spot liegt auf den Liebenden. Dann geht sie von der Bühne, und er sieht ihr und einer gemeinsamen Lebenszeit nach. Leider sind derart gekonnte Regiegriffe zu rar gesät, um das dürftige Stück wettzumachen.
„Die Schnecke von Oberhausen“ I Fr 1.6. 19.30 Uhr I Malersaal Oberhausen I 0208 857 81 84
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