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Amnaş, das Dorf der Geister
Birgit Hupfeld

Stimmen, die ich hörte

29. April 2011

„Die Geister von Amnaş“ am Theater Oberhausen - Theater Ruhr 05/11

Das Leben ist ein Traum, oder ist der Traum das reale Leben? Drei weiß getünchte Räume stehen vor den Zuschauern. Ziemlich verlassen sehen sie aus, nur die Spuren von Möbeln und einst geliebten Bildern sind wahrzunehmen. Darin sitzt eng umschlungen ein junges Pärchen. Sie räuspert sich. In den Gehörgängen ist das so überdeutlich zu hören wie sein ruhiger Atem, denn das Publikum im Malersaal hat Kopfhörer auf. Unwirklich erscheint das, denn auch andere Geräusche und die Stimmen der Gedanken der Protagonisten sind zu hören. Wir sind mitten in Siebenbürgen. 1989. Das Jahr der Revolution. Das kommunistische Regime in Rumänien gerät ins Wanken. Ceausescu fällt. In Hermannstadt fallen am Heiligabend Schüsse. Hans hat da gerade die Wohnung verlassen, wollte ein wenig vor die Tür. „Da draußen ändert sich alles!“ sagt er noch, dann treffen drei Schläge seine Brust. Hans liegt im Spital. Amnaş, das Dorf in dem er groß geworden ist, schwimmt vor seinen Augen dahin, Kristina, seine Frau, verschwimmt im Nebel.

Bernhard Mikeska inszeniert am Oberhausener Theater „Die Geister von Amnaş“, die Uraufführung eines Stückes über Heimat, Sehnsucht und die Suche nach dem Glück. Erster Verlierer ist Kristina. „Warum laufen nach einer Revolution immer alle weg“ fragt sich die Zurückgebliebene. Hans, der Fleischer, ist da im Geiste schon mit Maria in Richtung Deutschland unterwegs. Macht Karriere mit einem Schlachthof. Vernachlässigt seine Frau. Reich geworden will er zurück nach Amnaş, zu seinen Wurzeln, in sein altes Haus. Doch eigentlich ist Hans ja tot. Nur sein Geist geistert noch durch die verlassenen Zimmer und spinnt einen Faden, der längst zerschnitten ist. Mikeska inszeniert den Traum weit, die Räume zeigen Deutschland und Rumänien, die ausgezeichneten Schauspieler wechseln die Rollen. Selbst die Pseudo-Realität verschwimmt dabei, Türen gehen auf, gehen zu. Türen verbinden die Räume, die Länder, die Geschichten, die eigentlich gar nicht stattfinden. Es ist eine sehr sinnliche Inszenierung eines schönen Stückes im akustischen 3-D Effekt. Die Form des bebilderten Hörspiels könnte noch etwas ausgebaut werden.

„Die Geister von Amnaş“ von Lothar Kittstein I R: Bernhard Mikeska I Di 3.5. 19.30 Uhr I Theater Oberhausen (Malersaal) I 0208 857 81 84

PETER ORTMANN

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