„Mit der Zeit bereut man alle Sünden die man begangen hat, und dazu einige, die man nicht begangen hat“, gab Elizabeth Taylor (1932-2011) zu bedenken. Woraus sich schließen lässt, dass es besser ist, rechtzeitig möglichst viel zu sündigen, um sich später nicht vorwerfen zu müssen, etwas Schönes verpasst zu haben. „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen“, brachte Oscar Wilde es auf den Punkt. Und Sir Peter Ustinov mahnte ein Leben im Hier und Jetzt mit folgenden Worten an: „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.“ Kurz: Das gerade anstehende Jahr sollte jeder dazu nutzen, all das zu realisieren, was man schon immer tun wollte.
Zum Beispiel in eines der vielen Theater zu gehen, in denen große Kleinkünstler auftreten, um uns zu zeigen, wie lustig, bewegend und abgedreht das Leben sein kann. „Dream a Little Dream“ heißt das Programm von Rebecca Carrington und Colin Brown, mit dem sie eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Brown nennt seine Frau „lecker Rebecca“. Zusammen mit dem 233 Jahre alten Cello namens Joe zeigt das Trio am 16. Januar im Oberhausener Ebertbad wie sie wurden, was sie sind. Die Stationen ihres Lebens werden in ihrer biografisch unterfütterten Show lebendig: angefangen bei den Kindheits-Träumen über Carringtons reichen Erfahrungsschatz als Musikerin in einem Orchester, das den Soundteppich für Blockbuster von gestern lieferte, bis hin zur Entscheidung, sich in Deutschland anzusiedeln.
Carrington-Brown lassen die Hochs und Tiefs ihrer unterschiedlichen Karrieren Revue passieren. Sie habe eine „große Metamorphose“ durchgemacht, betont Rebecca Carrington, die zunächst als Solistin die Kleinkunst-Bühnen eroberte und nun mit ihrem Gatten als gleichberechtigt agierendem Partner unterwegs ist. Das gipfelt schließlich in der alles umfassenden Frage, ob Madonna besser ist als Michael Jackson es jemals war – ein mit Verve und Witz umgesetzter Wettstreit, der nur eine Antwort zulässt: Madonna macht das Rennen.
Garantiert ein Knaller: Wenn Felix Janosa seinen „Giftschrank“ (am 17. Januar im Hasper Hammer in Hagen) öffnet, kommen die tollsten toxischen Töne zum Vorschein. „Alles muss raus“ verspricht der Musiker und Komponist, der nicht zuletzt – zusammen mit Jörg Hilbert – als Schöpfer des „Ritter Rost“ von Kindern und deren Erziehern geliebt wird. Dass er jahrelang als Kabarettist unterwegs war, wissen wohl die wenigsten seiner Verehrer. In seinem Solo-Programm geht es im Laufschritt durch alle musikalischen Epochen und Stile – mal parodistisch verfremdet, mal mit rabenschwarzem Humor.
Ebenfalls im Hasper Hammer (am 22. Januar) streift Tobias Mann in seinem Programm „Verrückt in die Zukunft“ durch das Dickicht digitaler Dämlichkeiten, lässt Politiker im O-Ton zu Wort kommen und gibt zu, selbst auf dem stillen Örtchen zu surfen. Der Mainzer Kabarettist und Musiker schont weder sich noch das, was er an Widersprüchen, Skandalen und Zeitgeist-Erscheinungen um sich herum wahrnimmt. Hier steht einer, dem man seine Sorgen über den kruden Lauf der Welt abnimmt – und lustvoll zuhört, wenn er sich selbst via Looper am Klavier begleitet: Ein Energiebündel, das nachhaltig demonstriert, vor welch‘ schwieriger Aufgabe seine Generation als IT-Beauftragte der Eltern steht. Mann schafft das garantiert – schwört hoch und heilig die stets über Tage lebende.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Zoten zum Verzweifeln
Kabarettisten klären auf über die Weltpolitik – Komikzentrum 04/20
Jenseits der Herrenwitz-Hegemonie
Gleichberechtigung durch Kabarett? Kebekus und Co. machen es vor – Komikzentrum 03/20
Gags mit Migrationshintergrund
Junge Comedians für ein multikulturelles Publikum – Komikzentrum 02/20
Sie passiert das Ebertbad
Die erstaunliche Hazel Brugger gastiert in Oberhausen – Komikzentrum 09/18
Von klug bis knackfrech
Das Zeltfestival Ruhr bietet für jeden Besucher etwas – Komikzentrum 08/18
Es läuft und läuft
Das RuhrHOCHdeutsch-Festival in Dortmunder Spiegelzelt – Komikzentrum 07/18
Sexy, lustig und extravagant:
Das RuhrHochdeutsch-Festival ist wieder am Start – Komikzentrum 06/18
Ganz ruhig bleiben
Zum 10. Mal: „Das Schwarze Schaf“ wird in Duisburg gekürt – Komikzentrum 05/18
Eine geistvolle Begegnung
Walter Sittler liest Dieter Hildebrandt – Komikzentrum 04/18
Geld war eher Zufall
Der Kabarettist Chin Meyer erklärt die Weltwirtschaft – Komikzentrum 03/18
Gehüpft wie gesprungen
Das Springmaus-Ensemble in Bocholt und Gelsenkirchen – Komikzentrum 02/18
Eine Dame wird sie nie
Tanja Haller zeigt in Bochum, was sie drauf hat – Komikzentrum 01/18
Deprimierende Weihnachtslieder
Jochimsen, Anna Mateur, Frittrang, Badey und Zingsheim – Komikzentrum 12/17
Tegtmeiers Erben gesucht
Im Kulturzentrum Herne findet das Wettkampf-Finale statt – Komikzentrum 11/17
Stopp an der Maulhaltestelle
Sting, Köbernick und Solga reden trotzdem weiter – Komikzentrum 10/17
Berauschend und unterhaltsam
Der KulturOrt Wichern lädt zum Lachen – Komikzentrum 09/17
Es wird langsam „höchste Zeit“
Im Ebertbad, beim ZFR und im Dortmunder Spiegelzelt – Komikzentrum 08/17
Direkt von vor der Haustür
Ohne Klopp, dafür mit Hausmann, Schroeder und Malmsheimer – Komikzentrum 07/17
Alles „über die Verhältnisse“
In Dortmund beginnt das Festival RuhrHOCHdeutsch 2017 – Komikzentrum 06/17
Im Kampf gegen die „Arschlochdichte“
Jochen Malmsheimer am 24.5. im Essener Stratmann’s Theater – Bühne 05/17
Mit Finten und Finessen
„Ohne Rolf“, FiL und „Basta“ erzählen schräge Geschichten – Komikzentrum 05/17
Böse Pillen mit Prosecco
Thilo Seibel und Maria Vollmer mit klugen Bestandsaufnahmen – Komikzentrum 04/17
Junges Himmelfahrtskommando
Tahnee und Simon & Jan sorgen für frischen Aufwind – Komikzentrum 03/17
Eine Jandl/Schneider-Kreuzung
Jan Philipp Zymny erweist sich als echtes Original – Komikzentrum 02/17
Feiner Humor und rauchiger Bass
Barbara Ruscher und „die feisten“ begeistern – Komikzentrum 01/17