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Öffnet seinen Giftschrank: „Ritter Rost“-Schöpfer Felix Janosa
Foto: Presse

Temperamentvolle Töne

18. Dezember 2014

Carrington/Brown, Janosa und Mann lassen sie erklingen – Komikzentrum 01/15

„Mit der Zeit bereut man alle Sünden die man begangen hat, und dazu einige, die man nicht begangen hat“, gab Elizabeth Taylor (1932-2011) zu bedenken. Woraus sich schließen lässt, dass es besser ist, rechtzeitig möglichst viel zu sündigen, um sich später nicht vorwerfen zu müssen, etwas Schönes verpasst zu haben. „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen“, brachte Oscar Wilde es auf den Punkt. Und Sir Peter Ustinov mahnte ein Leben im Hier und Jetzt mit folgenden Worten an: „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.“ Kurz: Das gerade anstehende Jahr sollte jeder dazu nutzen, all das zu realisieren, was man schon immer tun wollte.

Zum Beispiel in eines der vielen Theater zu gehen, in denen große Kleinkünstler auftreten, um uns zu zeigen, wie lustig, bewegend und abgedreht das Leben sein kann. „Dream a Little Dream“ heißt das Programm von Rebecca Carrington und Colin Brown, mit dem sie eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Brown nennt seine Frau „lecker Rebecca“. Zusammen mit dem 233 Jahre alten Cello namens Joe zeigt das Trio am 16. Januar im Oberhausener Ebertbad wie sie wurden, was sie sind. Die Stationen ihres Lebens werden in ihrer biografisch unterfütterten Show lebendig: angefangen bei den Kindheits-Träumen über Carringtons reichen Erfahrungsschatz als Musikerin in einem Orchester, das den Soundteppich für Blockbuster von gestern lieferte, bis hin zur Entscheidung, sich in Deutschland anzusiedeln.

Carrington-Brown lassen die Hochs und Tiefs ihrer unterschiedlichen Karrieren Revue passieren. Sie habe eine „große Metamorphose“ durchgemacht, betont Rebecca Carrington, die zunächst als Solistin die Kleinkunst-Bühnen eroberte und nun mit ihrem Gatten als gleichberechtigt agierendem Partner unterwegs ist. Das gipfelt schließlich in der alles umfassenden Frage, ob Madonna besser ist als Michael Jackson es jemals war – ein mit Verve und Witz umgesetzter Wettstreit, der nur eine Antwort zulässt: Madonna macht das Rennen.

Garantiert ein Knaller: Wenn Felix Janosa seinen „Giftschrank“ (am 17. Januar im Hasper Hammer in Hagen) öffnet, kommen die tollsten toxischen Töne zum Vorschein. „Alles muss raus“ verspricht der Musiker und Komponist, der nicht zuletzt – zusammen mit Jörg Hilbert – als Schöpfer des „Ritter Rost“ von Kindern und deren Erziehern geliebt wird. Dass er jahrelang als Kabarettist unterwegs war, wissen wohl die wenigsten seiner Verehrer. In seinem Solo-Programm geht es im Laufschritt durch alle musikalischen Epochen und Stile – mal parodistisch verfremdet, mal mit rabenschwarzem Humor.

Ebenfalls im Hasper Hammer (am 22. Januar) streift Tobias Mann in seinem Programm „Verrückt in die Zukunft“ durch das Dickicht digitaler Dämlichkeiten, lässt Politiker im O-Ton zu Wort kommen und gibt zu, selbst auf dem stillen Örtchen zu surfen. Der Mainzer Kabarettist und Musiker schont weder sich noch das, was er an Widersprüchen, Skandalen und Zeitgeist-Erscheinungen um sich herum wahrnimmt. Hier steht einer, dem man seine Sorgen über den kruden Lauf der Welt abnimmt – und lustvoll zuhört, wenn er sich selbst via Looper am Klavier begleitet: Ein Energiebündel, das nachhaltig demonstriert, vor welch‘ schwieriger Aufgabe seine Generation als IT-Beauftragte der Eltern steht. Mann schafft das garantiert – schwört hoch und heilig die stets über Tage lebende.

ANNE NÜME

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