"Jupp, du bis mich einen!“ sagt Omma gerne. Doktor Stratmann hat die Sprechblasen geschrieben, die in einem von Christina Groth-Lindenberg liebevoll und gekonnt illustriertem Buch zu bewundern sind. „Pilz inne Buxe“ heißt der „heitere medizinische Comic“ (Klartext Verlag), der mehr über die spezifische Ruhrgebiets-Mentalität verrät als manche kluge Abhandlung. Dr. med. Ludger Stratmann alias Jupp spielt in den vier Geschichten für Hypochonder denn auch die Hauptrolle, ein Mann, der komplizierte Sachverhalte auf den Punkt bringt, einer, der den Umgang mit Fremdwörtern zu einer eigenen, jedermann verständlichen Ausdrucksweise gemacht hat: ein neurophysiologisches Wunderwerk. Eben dieser Jupp ist auch persönlich zu begutachten: und zwar im Essener Stratmanns-Theater, wo er auf seiner eigenen Bühne steht und erklärt, was es mit einem „Kunstfehler“ auf sich hat (am 17.-19., 24.-26.6.).
Apropos Fehler: Frank Fischers Programm „Deutsh als Fremdsprache“ ist absichtlich falsch geschrieben. Wieso, verrät er am 17. Juni auf der Rü-Bühne in Essen, wo der frisch gekürte Publikumspreisträger des Prix Pantheon auftritt. Dabei kann der sympathische Stand-Upper noch mehr einiges mehr erklären. Zum Beispiel, wieso man Hinweisschilder in Supermärkten nicht allzu wörtlich nehmen sollte und warum es weltwirtschaftlich gesehen keine gute Idee ist, Handytarife mit 40 Inklusiv-Tagen im Monat anzubieten.
Barbara Kuster ist zum ersten Mal in der Duisburger „Säule“ (10.6.) zu Gast. Die in Babelsberg bei Berlin beheimatete Kabarettistin sollte ein Pflichtprogramm für all jene werden, die behaupten, es gäbe keine politischen Kabarettistinnen. Hier steht nämlich der lebende Beweis dafür, dass Frauen durchaus dazu in der Lage sind, die Berliner Regierungsriege genüsslich auseinander zu pflücken. „Giftzahn der Zeit“ heißt ihr Programm, in dem sie einmal mehr zeigt, was für eine blendende Rock-Sängerin sie überdies ist und dass man sie weder mit Tina Turner noch mit der Rockband Rammstein verwechseln sollte.
Auch nicht verwechseln darf man die „Liebe“ von Hagen Rether, ein Programmtitel, mit dem er seit gefühlten hundert Jahren die Szene aufmischt. Im Sinne einer kontinuierlichen Aktualisierung setzt er sich darin mit allem Möglichen auseinander – nur nicht mit Emotionen, es sei denn, man unterstellt Angela Merkel, ihr plötzliches Eintreten für erneuerbare Energien sei mit Gefühlsaufwallungen verbunden. Rether sitzt am Flügel und sagt einfach nur, was und warum in dieser Welt schief läuft. Er ist zweifelsohne nicht nur der am besten aussehende politische Kabarettist weit und breit, er gehört auch zu jenen, denen man stundenlang zuhören kann, wenn er – untermalt von Klavierakkorden – die so schwer verdaulichen wie katastrophalen Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft seziert – sarkastisch, provozierend und immer in sich stimmig. Am 6. Juni tritt er als Gig zwischen „Anatevka“ und „Zar und Zimmermann“ im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier auf, am 18. in der Rheinhausenhalle in Duisburg.
Weit weniger populär, aber von ganz besonderem Charme ist das Programm des aktuellen Tegtmeier-Jurypreisträgers Marco Tschirpke, der am 8. Juni in den Flottmann-Hallen in Herne seine „Flügelstürmer“ ausfährt. Was auch immer sich hinter dem Titel verbirgt: Tschirpke besitzt ein besonderes Talent für sprachliche Entdeckungen, er ist ein musikalisch-poetischer Welterforscher, der den Geist seiner Zuhörer mühelos in die unbekannten Weiten des Universums entführt. Dafür verbürgt sich Ihre stets über Tage lebende
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