Wer sich als Weltverbesserer bezeichnen kann, dem wird von allen Seiten zugenickt, er wird gelobt und darf sich freuen, denn er hat das erreicht, was Politik und Gesellschaft seit Jahren predigen. Doch ab wann hat man denn die Welt verbessert? Auf Dauer reicht es nicht, das Ladekabel aus der Steckdose zu ziehen, wenn der Akku voll ist, und bei jedem zweiten Einkauf auf die Plastiktüte zu verzichten. Auf dem guten Gewissen, wenn ich ab und zu bei strahlendem Sonnenschein zum Fahrradlenker statt zum Autoschlüssel greife, sollte ich mich nicht ausruhen. Die Weltverbesserermentalität will der Heldenmarkt vermitteln. Anfänger und Fortgeschrittene waren am 28. und 29. März eingeladen, sich mit sozial- und umweltverträglichen Konsumalternativen auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. Die Bochumer Jahrhunderthalle, deren Betreiber selbst auf Nachhaltigkeit achten, wurde zum dritten Mal Schauplatz der Messe.
Groß und Klein durften sich von mehr als 100 Ausstellern inspirieren und überraschen lassen – und diesem Angebot kamen gut 5.600 Besucher nach. Fair produzierte und gehandelte Kleidung präsentierten Modelabels wie muso koroni, das unter anderem vegane Schuhe herstellt, und 108 Degrees mit modischer Streetwear. Zusätzlich bewies die grüne Modenschau die Tragbarkeit und Alltagstauglichkeit von umweltfreundlicher Kleidung. 8pandas produziert Geschirr aus Bambus, das sich zum Blickfänger jeder Küche entwickeln kann, und das Naturmöbelhaus baum im raum setzt auf modernes Design, Ergonomie und natürlich Umweltfreundlichkeit. Auch vor unsichtbaren Konsumgütern machen die Umweltinnovationen nicht Halt: Der Versicherungsmakler grün versichert stellte beim Markt seine nachhaltigen Versicherungen vor. Drei Viertel seines Gewinns verwendet das Unternehmen für soziale und Umweltprojekte. Auch Stromanbieter nahmen an der Messe teil. So zum Beispiel der Ökostrom-Marktführer LichtBlick, der mit Strom aus Solaranlagen und Biogas zur Energiewende beitragen will.
Natürlich durfte auch die nachhaltige Küche nicht fehlen. Zusätzlich zu einer veganen und vegetarischen Kochshow lockten Anbieter mit veganer Schokolade, fairem Wein und Feinkostvariationen. Für die hungrigen Besucher gab es eine Auswahl an wahlweise fleischigen oder fleischlosen herzhaften und süßen Gerichten. Es durften Salate, Kichererbsenpüree und Hähnchencurry verzehrt und währenddessen bei der Tombola mitgefiebert werden. Jeder Besucher erhielt mit seiner Eintrittskarte ein Los zur Teilnahme und damit die Chance, Produkte der Aussteller zu gewinnen.
„Unsere Besucher kommen schon sehr vorgebildet her“, erklärt Heldenmarktmitbegründer Lovis Willenberg, „man muss ihnen oft kein Grundwissen mehr vermitteln. Das ist für die Aussteller natürlich angenehm, dass diese erste Barriere genommen wird.“ Der Heldenmarkt will also nicht bloß informieren und kostenlose Werbeartikel verteilen, er will Anregungen für einen nachhaltigen Lebensstil geben. Wer den Heldenmarkt besucht, sucht häufig nach Wegen, das Vorhaben des umweltfreundlichen Lebens in die Tat umzusetzen. Natürlich waren auch Weltverbesserungsanfänger auf der Messe herzlich willkommen und angehalten, sich mit dem vielfältigen Angebot zu beschäftigen.
Willenberg hat eine klare Vision für die Zukunft: Den Heldenmarkt soll es irgendwann nicht mehr geben. „Der Heldenmarkt ist ein temporäres Kaufhaus, das zeigt, was es alles gibt. Im Idealfall muss das Angebot täglich verfügbar sein, nicht nur einmal im Jahr.“ Dass wir in zehn Jahren schon so weit sind und Messen wie der Heldenmarkt überflüssig werden, bezweifelt er. „Aber wir sind auf dem richtigen Weg.“
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