Es ist gar nicht so lange her, dass das Werk von Karl Manfred Rennertz im Ruhrgebiet umfassend ausgestellt wurde, innerhalb einer Tournee seiner Arbeiten in den LWL-Museen als „work in progress“, im Kontext der Industriekultur. Rennertz ist mit seinen oft lebensgroßen Holzskulpturen – zu denen noch Zeichnungen und Drucke kommen – ausgesprochen geeignet für den Dialog mit den technischen Aspekten unserer Zivilisation, vielleicht auch, weil ihm der Spagat zwischen der Anmutung von Natur und der Offenlegung des Produktionsprozesses mit der Maschinensäge gelingt. Im Laufe der Jahrzehnte hat Rennertz dazu ein umfassendes Spektrum an Ausdrucksformen entwickelt. Zwischen Figur, vegetativer Form und ungegenständlicher Konkretion nimmt er auf seine Umgebung Bezug. Er ist Bildhauer für drinnen und draußen, der zudem in Aktionen seine Verfahren offen legt. So finden Brandaktionen statt, bei denen er seine Skulpturen schwärzt.
Karl Manfred Rennertz wurde 1952 in Eschweiler im Rheinland geboren; an der Düsseldorfer Kunstakademie hat er bei Alfonso Hüppi studiert, heute hat er selbst eine Professur an der Fachhochschule Detmold inne und lebt in Baden-Baden. Mit seinen realistischen Figuren, die er mit der Maschinensäge aus dem Stamm schnitt und dann naturalistisch farbig setzte, behauptete er in den 1980er Jahren einen besonnenen Gegenpol zu den Jungen Wilden. Schon wenig später erstellte er expressive, dabei abstrahierte Figuren, die sich blattartig in die Höhe schrauben – damit etablierte er sich vollends im Kunstgeschehen. Dazu trug gewiss noch bei, dass er sein Werkzeug souverän beherrscht und seine Skulpturen „materialgerecht“ bildhauerische Qualitäten besitzen, mit Ausgleich und Balance agieren. Dass Rennertz aber auch einiges zu erzählen hat und die Genauigkeit mit beiläufigem Witz verbindet, das vermittelt nun die aktuelle Ausstellung, die der Kunstverein Oberhausen in der Ludwiggalerie und vor dem dortigen Schloss durchführt. Definitiv gehört Karl Manfred Rennertz zu den wichtigen deutschen Bildhauern unserer Zeit.
Karl-Manfred Rennertz: Moving Woods I Bis 4. September I Kunstverein in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen I www.kunstverein-oberhausen.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Steinewerfer auf der Leiter
Barbara Klemm in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Kunstwandel 03/23
Aus dem Nähkästchen
Strips und Stories in der Ludwiggalerie Oberhausen
Böse Buben kommen heute in Abfalleimer
„Der Struwwelpeter“ in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen – Kunstwandel 12/19
Gegen die Idylle malen
Stephan Kaluza in Oberhausen – Ruhrkunst 09/19
„Ein funktionierendes Konzept für diese Region“
Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt über „Die Geste“ und die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen – Sammlung 09/18
Als Promis noch berühmt waren
„Shoot! Shoot! Shoot!" im Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/18
Chronist des Alltäglichen
Sam Shaw in Oberhausen – Ruhrkunst 08/17
„Skurrile Situationen, für die es keine Worte gibt“
Der Cartoonist Mordillo in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 08/17
Die Sucht nach dem Gegenstand
„Let’s buy it!“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Kunstwandel 03/17
Kolorierte Bosheit
„Wir schaffen das!“ in Oberhausen – Ruhrkunst 11/16
Ein patriarchaler Haufen zum Piepen
„Entenhausen – Oberhausen“ in der Ludwiggalerie – Kunstwandel 10/16
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24