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„Die Hängenden Gärten der Semiramis II“, 2006, gelbe Polyethylenstreifen, gehäkelt, 320 x 911 x 400 cm
Foto: Horst Ziegenfusz/ 2021 Stiftung Situation Kunst

Lichtblicke in Schwefelgelb

24. November 2021

Ingeborg Lüscher im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/21

„Ein beglückendes Gefühl, den großen Bogen meines Lebenswerks in einer Ausstellung zu sehen!“ Ingeborg Lüscher, mehrfache Documenta- und Biennale-Teilnehmerin und auch mit 85 Jahren noch künstlerisch aktive Powerfrau, vermachte der Stiftung Situation Kunst einen Großteil ihres Nachlasses – und erhielt prompt ein Geschenk zurück: eine Retrospektive im MuT mit Werken aus ihrem Vermächtnis, klug und luftig arrangiert.

Der Bogen spannt sich über mehr als 50 Schaffensjahre und zeichnet chronologisch die Entwicklung der deutsch-schweizerischen Künstlerin nach: Von Graubraun zu Lichtgelb, von Spuren der Vergangenheit zum Jetzt-Erlebnis, von „Verstummelung“ (1970), Schwarz-Weiß-Fotos und Reliefobjekten mit Zigarettenkippen als Relikte gelebten Lebens, bis hin zu den „Hängenden Gärten der Semiramis“ als strahlende Rauminstallation.

Zwischen diesen Polen bewegt sich das heterogene Werk aus unterschiedlichsten Materialien und Techniken – oft seriell angelegt: Fotografie, Malerei, Skulptur, Installation, Video. Inspiration fischt Ingeborg Lüscher aus ihrem Alltag, ihren Träumen, ihrer bewegten Biografie. Was immer sie emotional tief berührt, auch zeitgeschichtliche Belange, kleidet sie mit subtilem Witz in visuelle Formen.

Jede Lebensphase hat eigene Themen. Die Künstlerin konserviert „verrauchte“ Lebenszeit. Als junge Mutter fragt sie sich, wie wohl die kleine Tochter die Welt wahrnimmt, und fotografiert Schuhe, Tischkanten, die Mutterbrust aus Babyperspektive. Später zeigt sie das mal geöffnete, mal geschlossene Auge der erwachsenen Tochter. Im Zeitalter der Emanzipation nimmt Lüscher wissenschaftliches Schubladendenken auf die Schippe, karikiert männliche Sammelwut in einer vielteiligen Vitrinenarbeit voller Steine. Selbst sammelt sie aber auch: Flusen aus dem Wäschetrockner, die sie farblich sortiert in Form von Kleidungsstücken auslegt.

Mitte der 1980er Jahre entdeckt sie Schwefelpigment, formt „Lichtschachteln“, lässt auf großformatigen Tafelbildern Rußgrau gegen leuchtendes Schwefelgelb antreten, und häkelt Plastikbänder zu einer überwältigenden Farbkaskade, die sich von der hintersten Wand aus den Besuchern entgegenwälzt. Kräftiges Gelb im Hier und Jetzt, ein Lichtblick in dunkler Jahreszeit.

Ingeborg Lüscher:Spuren vom Dasein – Werke seit 1968 | bis 18.4.22 | Museum unter Tage | 0234 322 85 23

CLAUDIA HEINRICH

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