Kunst mit Farbe – es ist ein weites Feld, das das Museum unter Tage da beackert. Die Kuratoren überlassen es nicht der Farbmalerei, sondern rollen es gattungsübergreifend und thematisch auf, mit Fokus auf unterschiedlichen Funktionen von Farbe. Das ist gut gelungen. 85 Werke von 59 Künstlern, Bilder, Skulpturen, Installationen und Videos entfalten sich in faszinierender Bandbreite.
Der Parcours startet mit klassischer Moderne, Landschaftsstücken vom Beginn des 20. Jh., als die Farbe sich vom Gegenstand löste und Stimmungs- und Bedeutungsträger wurde. Nach diesem Auftakt geht es flott in die Gegenwart und in wahrnehmungspsychologische und gesellschaftspolitische Gefilde. Was bedeutet es z. B., wenn ein iranischer Maler die dem Koran vorbehaltene Farbe Grün in abstrakten Landschaften verwendet? Nicole Heinzel trägt dick auf: Kratzstrukturen in pastoser blauer Farbschicht simulieren Wasser.
Seit den 1960er Jahren hat Farbe sich zum eigenmächtigen Element verselbstständigt. Im Video „Color-Aid“ (1970/71) zieht Richard Serra mit Bildhauerfingern monochrome Farbpapiere von einem Stapel – eines nach dem anderen in permanenter Wiederholung doch packend und eindringlich wie die Klanginstallationen von Rolf Julius, dessen kleine Lautsprecher in Tüten Farbpigmentstaub mit sanften Schallwellen zum Tanzen bringen.
Es gibt viel zu entdecken: Farbe in Bewegung, im Raum, im historischen Wandel, ein Raum in Pink, ein weiterer zu Schmerz und Tod, durchaus auch in leuchtend – jede Menge kaum bekannte oder selten gezeigte Kunst. Das weite Feld zeigt sich als bunte Palette voller Seh- und Denkanstöße.
Farbanstöße | bis 19.4. | Museum unter Tage Bochum | 0234 322 85 23
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