Fünf Millionen Einwohner sind ein unerschöpflicher Pool für Ideen zum Klimaschutz, meinen jedenfalls die Akteure der „Klimametropole Ruhr 2022“. Unter Federführung des Regionalverbandes Ruhrgebiet will man als starker Partner die „Klima.Expo.NRW“ unterstützen, das auf zehn Jahre angelegte – und wörtlich zu verstehende – Vorzeigeprojekt der Landesregierung. Verbände, Unternehmen und Institutionen schulterten gerade die Auftaktwoche der „Klimametropole Ruhr“ mit über 200 Veranstaltungen bis zum 3. Oktober. Und wir berichten von ausgewählten Orten.
Zum Beispiel Bochum.
Was hat eigentlich eine Abwasser-Kläranlage mit Klimaschutz zu tun? Gewässerreinhaltung, okay. Aber Energie und CO2 einsparen? Das gelingt dem Ruhrverband mit der noch nicht ganz abgeschlossenen Optimierung der Kläranlage am Bochumer Ölbachtal inzwischen in ganz ansehnlichem Umfang. Dabei wurde die Einrichtung am Ostrand des Kemnader Sees (der damals noch gar nicht existierte), schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet. Ein „altes Möhrchen“ sozusagen. Aber immer noch verbesserungsfähig, wie Betriebsingenieur Dirk Schröter einem Tross von 45 Neugierigen frisch erläuterten konnte.
Vor etwa 15 Jahren stand der letzte Umbau an – damals, um den Output an Stickstoff zu reduzieren. Gleichzeitig baute der Ruhrverband eine Biogasanlage, in der seitdem Klärrückstände fermentiert werden. Zu dem, was die Kanalisation so alles anlieferte, kamen mit der Zeit auch akquirierte Lebensmittelreste und sogar Überbleibsel aus der Bierproduktion der heimischen Fiege-Brauerei. Das in großen Behältern aufgefangene Faulgas nutzt man seitdem, um drei kleine Blockheizkraftwerke ökologisch je 250 kWp Strom und 450 kWp Wärme für den Eigenbedarf produzieren zu lassen.
Zwei dieser BHKW wurden im Sommer ausgewechselt und durch neue Maschinen mit deutlich höherem Wirkungsgrad ersetzt. Die jährlich erzeugte Strommenge stieg um gut ein Drittel (das, was sonst 500 Familienhaushalte verbrauchen) auf nunmehr 6,7 Mio Kilowattstunden. „Wir müssen für den Betrieb des Klärwerks jetzt nicht mehr viel hinzukaufen“, schätzt Ruhrverbands-Sprecher Markus Rüdel. Es scheint, als würde sich das 5-Mio.-Euro-Invest in einem gesunden Zeitraum amortisieren.
Ungefähr genauso teuer war das Wasserkraftwerk am Ende des Kemnader Sees, das der Ruhrverband im Oktober 2011 in Betrieb genommen hat. Über all die Jahre war ein solcher Bau als unwirtschaftlich eingeschätzt worden, weil die Fallhöhe am Stauwehr zu gering erschien. Bis sich Ingenieure an die inzwischen hundert Jahre alte Kaplan-Turbine erinnerten. Mit der können selbst geringe Höhenunterschiede genutzt werden. Das 16. Wasserkraftwerk des Ruhrverbandes produziert seitdem Strom für gut 1200 Familien. „Insgesamt kommen wir inklusive Biogas jedes Jahr auf eine Leistung von 160 bis 170 Gigawatt Strom“, addiert Rüdel die Öko-Leistung des Ruhrverbandes. „Damit sind wir schon ein bedeutender Erzeuger von erneuerbarer Energie.“ CO2-frei, versteht sich.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Einladung zur Rebellion
Filmgespräch Carl-A. Fechner, dem Regisseur von „Power to Change“ – Foyer 03/16
„Giga-Liner“: In NRW nach wie vor unerwünscht
Spediteure und Hersteller wollen Diesel und Personal durch längere Lkw-Züge sparen – Innovation 10/15
„Big Data“ im Auto – wie bescheuert ist das denn?
Blackbox-Überwachung, Hacker-Übergriffe und „pilotiertes Fahren“ – unsere individuelle Mobilität kommt gefährlich unter die Räder – Innovation 09/15
Gar nicht anrüchig: Wärme aus dem „Schietwater“
Ständig herrschen 14 Grad in der Kanalisation – die kann man zum Heizen anzapfen – Innovation 08/15
Sommerhitze in Ballungsräumen
Projektbetreuer Dr. Paul Dostal (DLR) über innerstädtische Hitzebelastung, Wassermangel und mögliche Gegenmaßnahmen – Innovation 07/15
Elektro-Autos: Das Bohren dicker Bleche
Der „Flaschenhals“ besteht noch bei den regionalen Händlern – Innovation 06/15
Mit dem Elektro-Auto pendeln? Ja – aber …
E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich was passieren – Innovation 05/15
Klimaschonend fahren mit Erdgas – sogar aus Wind
Ausgereifte Fahrzeuge, dichtes Tankstellennetz: Fast unbemerkt entwickeln sich Erdgas-Autos zur Alternative – Innovation 03/15
Guck ’mal, was da brennt
Projekte der Klimametropole Ruhr 2022 (Oberhausen): Strom und Fernwärme aus Biomasse – Innovation 10/14
Energie-Sanierung: Keine schiefe Kalkulation
Projekte der Klimametropole Ruhr 2022 (Gladbeck): Zehnfamilienhaus fast wie neu – Innovation 10/14
Brennstoffzellen: „Wir haben einen Plan“
Projekte der Klimametropole Ruhr 2022 (Düsseldorf): Zukunftshoffnung Wasserstoff – Innovation 10/14
Unter dem Pflaster die Supra-Zukunft
Projekte der Klimametropole Ruhr 2022 (Essen): Energieleitung auf Weltniveau – Innovation 10/14
Ehrung für ein Ruhrgebiets-Quartett
Verleihung des Brost-Ruhr-Preises 2024 in Bochum – Spezial 11/24
Klimaschutz = Menschenschutz
„Menschenrechte in der Klimakrise“ in Bochum – Spezial 11/24
Digitalisierung 2.0
Vortrag über KI in der VHS Essen – Spezial 10/24
Minimal bis crossmedial
Rekorde und Trends auf der Spiel Essen – Spezial 10/24
KI, eine monströse Muse
12. Kulturkonferenz Ruhr in Essen – Spezial 09/24
Wurzeln des Rechtsextremismus
Online-Vortrag „Ist die extreme Rechte noch zu stoppen?“ – Spezial 09/24
Wem gehört die Ökosphäre?
Seminar „Die Rechte der Natur“ in der VHS Dortmund – Spezial 05/24
Stimmen der Betroffenen
Vortrag über Israel und Nahost in Bochum – Spezial 04/24
Außerhalb der Volksgemeinschaft
Vortrag über die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit in Dortmund – Spezial 04/24
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24
„Was im Ruhrgebiet passiert, steht im globalen Zusammenhang“
Die Dokumentarfilmer Ulrike Franke und Michael Loeken über den Strukturwandel – Über Tage 03/24
Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24