Fünf Millionen Einwohner sind ein unerschöpflicher Pool für Ideen zum Klimaschutz, meinen jedenfalls die Akteure der „Klimametropole Ruhr 2022“. Unter Federführung des Regionalverbandes Ruhrgebiet will man als starker Partner die „Klima.Expo.NRW“ unterstützen, das auf zehn Jahre angelegte – und wörtlich zu verstehende – Vorzeigeprojekt der Landesregierung. Verbände, Unternehmen und Institutionen schultern gerade die Auftaktwoche der „Klimametropole Ruhr“ mit über 200 Veranstaltungen bis zum 3. Oktober. Und wir berichten von ausgewählten Orten.
Zum Beispiel Düsseldorf.
Der Höherweg ist eine sonderbare Adresse. Auf der einen Seite Autosalons wie an der Schnur aufgereiht – gegenüber haben sich die Düsseldorfer Stadtwerke als heimischer Energieversorger breitgemacht. Einen Tipp auf das Gaspedal entfernt, findet sich als Synthese die einzige öffentliche NRW-Zapfstelle, an der umweltbewusste private Autofahrer Wasserstoff tanken können. Besser gesagt: Sie könnten. Wenn es sie denn gäbe.
Bleiben wir ein bisschen im Konjunktiv. Unter bestimmten Umständen wäre nämlich Wasserstoff als chemisch einfachstes Element ein idealer Motor der Energiewende. Wenn überschüssiger Wind- und Solarstrom genutzt würde, um Wasser-Moleküle in ihre Bestandteile zu spalten. Wenn dieser Wasserstoff in Millionen Auto- und Heim-Brennstoffzellen Strom und Wärme erzeugen täte. Doch davon ist Deutschland noch weit entfernt. Auf taugliche Autos warten Interessenten immer länger - Daimler hat den Start seines ersten Serienmodells auf 2017 vertagt, Nissan und BMW sogar auf 2021. Lediglich Toyota kommt im nächsten Frühjahr mit dem FCV-Modell, das mit sechs Kilo Wasserstoff 800 Kilometer weit fahren soll – mit nichts als Wasser hinten raus.
Dies sind die kleinen Lichtblicke für Menschen wie Dr. Michael Weber vom H2-Netzwerk Ruhr. Hier haben sich Unternehmen wie Gelsenwasser, Air Liquide und die Emschergenossenschaft verabredet, die Werbetrommel für mobile und immobile Brennstoffzellentechnik zu rühren. Momentan gibt es in Deutschland 16 Wasserstoff-Tankstellen. „Aber bis Ende 2015 sollen daraus schon 50 Stationen werden“, sagt Weber. Nahziel sei erst einmal, die Lücken im deutschen Netz zu schließen. Man befinde sich noch in der „präkommerziellen Phase“, ergänzt Air-Liquide-Manager Andrés Fernández Durán. Marktvorbereitung und -Hochlauf würden noch etwa zehn Jahre erfordern: „Dazu haben wir auch einen Plan.“ Insbesondere dort, wo es um Langstreckenmobilität und -Transporte gehe, habe die Brennstoffzelle als Konzept große Vorteile gegenüber Batteriefahrzeugen.
Einziges Manko: Wasserstoff fällt nirgendwo als Abfall an, sondern muss mit Energieaufwand hergestellt werden. Dieser Energieträger ist daher zwar erneuerbar, aber letztlich nur in seiner Funktion als Speicher nützlich. Interessant wird die Wasserstoff-Technologie, wenn damit wirklich Energie aus erneuerbaren Quellen gesichert werden kann.
Für die nähere Zukunft heißt das wohl: Überschüssige Energie vor allem aus Windkraft wird es recht schnell geben. Aber es mangelt noch eine ganze Weile an der Versorgungs-Infrastruktur für Wasserstoff. Und an den Verbrauchern sowieso.
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