Volles Haus in der Trompete an der Viktoriastraße am zweiten Abend von Bochum Total: In mittlerweile über zwanzig Jahren Bandgeschichte und mit Auftritten in TV-Sendungen wie „Ponyhof“ hat sich die Kapelle Petra aus Hamm eine solide Fangemeinde erspielt und in diesem Frühjahr mit „Nackt“ sogar erstmals den Sprung in die deutschen Charts geschafft. Doch der Albumtitel wird trotz tropischer Temperaturen in der Trompete nicht in die Tat umgesetzt, eher im Gegenteil: Die drei Musiker der Kapelle Petra treten hochgeschlossen im Jumpsuit mit Kapuze auf und zeigen auch damit, dass sie keine ganz gewöhnliche Band sind: Immerhin bieten sie sogar eine lebende Bühnenskulptur auf – die gar nicht mal ganz so schlanke „Gazelle“, die in erster Linie auf einem Stuhl vor dem Schlagzeug von Markus Schmidt thront. Dass der Drummer auf den wenig subtilen Spitznamen „Ficken“ hört und vom Publikum gelegentlich mit entsprechenden Sprechchören gefeiert wird, gehört ebenso zum Konzept wie die Frontmann-Qualitäten von Sänger und Gitarrist Guido „Opa“ Scholz, der mit Bassist Rainer Siepmann die vordere Reihe auf der Bühne bildet und auch an diesem Abend offenbar genau weiß, was im Publikum ankommt. So wird etwa zur Freude der Anwesenden aus dem „frischgezapften Königs“ in der Textzeile des „Protestlieds“ natürlich „frischgezapftes Fiege“.
Auch wenn ihr deutschsprachiger Power Pop mitunter musikalische Nähe zur „Hamburger Schule“ aufweist, sind die Texte der Kapelle Petra nicht vom politischen Diskurs geprägt. Vielmehr sind es Alltagsbeobachtungen und -weisheiten mit geschliffenem Wortwitz, mit denen die Band auf den Pfaden der Ärzte, der Sportfreunde Stiller oder auch der amerikanischen Presidents of the United States of America wandelt. „Du weißt wie erwachsen geht, doch bist am liebsten im Bällchenbad, herrlich unkonventionell und unverwechselbar“, bringt als Textzeile aus dem aktuellen Song „Weltkulturerbe“ praktisch das Gesamtkonzept der Band auf den Punkt, die in einem weiteren Lied dem wunderschönen Wort „Bundesjugendspieleteilnahmebescheinigung“ ein Denkmal setzt und es schafft, dass in der Trompete ein mehr als 300-köpfiger Publikumschor lauthals Ratschläge an alle Eltern aus einer Bochumer Nachbarstadt gibt: „Curly Sue ist doch kein Name für ein Kind aus Gelsenkirchen“.
Dabei gibt sich das Trio auch in musikalischer Hinsicht keine Blöße, lässt in „Ich und mein Hund“ Hard-Rock-Einflüsse aufblitzen oder intoniert Johnny Cashs Country-Klassiker „Ring of Fire“, der das Intro zur eigenen Single „Seitdem ich Johnny Cash“ bildet. Nachdem die Hammer im Zugabenteil auch noch spontan die Setlist ausweiten und ihren alten Youtube-Hit „Geburtstag“ reaktivieren, geht das Konzert nach rund 90 Minuten zu Ende. Das Publikum, das zuvor schon von der Recklinghäuser Vorband Strommasten gut angeheizt worden war, ist zufrieden. Insgesamt ein Abend, der das Motto eines weiteren Kapelle-Petra-Songs unterstrichen hat: „Geht mehr auf Konzerte!“
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