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Rudolf Holtappel: „Die letzte Schicht“, Oberhausen, 1964
Foto: © Stiftung Situation Kunst, Bochum

Damals heute morgen

30. November 2017

„Umbrüche“ im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/17

Was ist diese Region nicht schon alles gewesen: Ein schlafender Landstrich zwischen Ruhr und Lippe, geprägt von Dörfern, deren höchstes Gebäude ein Kirchturm ist; das plötzlich und immer schneller schlagende Herz der deutschen Montan- und Rüstungsindustrie; zerstört und wiederaufgebaut, Heimat etlicher Biere und ehrlicher Arbeiter, bis schließlich Zechensterben und Arbeitslosigkeit ihre Runden drehen. Und heute? Während vor allem bei Wahlen die Rede vom Armenhaus der Republik gerne aufflammt, versteht sich das Ruhrgebiet selbst als Hochschullandschaft, als Ort von Kunst und Kultur, als Kulturhauptstadt oder – im Falle Essens – als Grüne Hauptstadt Europas. Doch mit der Identität ist es so eine Sache, denn selbst wenn in keinem anderen Ballungsraum derart viele Studenten zu finden sind, sind die Bilder vergangener Zeiten noch immer stärker und verlockender als das Profil der Universitätsallianz Ruhr. Souvenirläden von Duisburg bis nach Dortmund sind sich daher einig, welche Eindrücke der Besucher von hier mitnehmen soll: Noch immer geht es um Kohle und Trinkhallen, um Kumpel und ihre Mundart, die hier allen locker auf der Zunge liegt. Und so befindet sich das Ruhrgebiet mal wieder, noch immer, an der Weggabelung zwischen gestern, heute und morgen. Die einzige Konstante bei all dem ist der Wandel selbst. „Umbrüche. Industrie – Landschaft – Wandel“ heißt daher auch die aktuelle Ausstellung im Museum unter Tage.

Den Fotografien von Rudolf Holtappel, Bernd und Hilla Becher, Joachim Brohm und Jitka Hanzlová ist allen der Porträtierte – das Ruhrgebiet – gemein. Dennoch zeigen sie verschiedene, heute nostalgische, Motive, die in ihrer Komposition ein stimmiges und zugleich differenziertes Mosaik von Momentaufnahmen ergeben. Während es bei Holtappel und den Bechers vor allem um die stille Ästhetik von Zechen und Alltag geht, wandert der Blick des Betrachters in den Werken Brohms und Hanzlovás in ihrer plötzlichen Farbigkeit weg von der Kohle hin zum Jetzt. So gelingt es der gemeinsamen Werkschau auf geradezu verblüffende Art und Weise das abzubilden, was ist und nicht mehr ist.

Umbrüche. Industrie – Landschaft – Wandel | bis 25.3. | Museum unter Tage, Situation Kunst | www.situation-kunst.de/mut/

Barbara Slotta

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