Keine Sorge, im Museum unter Tage erwartet einen keines dieser animierten Bilderspektakel, die vorgeben, sie hätten was mit Kunst zu tun. Wenn die neue Ausstellung zum „Eintauchen in die Kunst“ einlädt, meint sie das klassische Environment, das sowohl atmosphärisch einhüllt wie auch aktiviert: Damit das Werk Wirkung zeigt, müssen Betrachter „mitarbeiten“. Dass für das MuT als Außenstelle des Kunsthistorischen Instituts der RUB die akademische Einbindung zählt, offenbart die in Seminaren zu musealer Praxis getroffene, betont ausgewogene Auswahl der acht zeitgenössischen Positionen: Unterschiedliche Techniken und Medien, analog bis digital – und an fast alle Sinne ist gedacht, Sehen, Hören, Riechen, Fühlen. Denken sowieso.
Im Foyer klackert die mechanische Bahnhofsanzeigetafel von Kris Martin, bleibt jedoch schwarz und leer. Zum Start also ein Spiel mit unerfüllten Erwartungen. Der erste Ausstellungsraum dagegen schwelgt in Farben. Erika Hock konzipierte einen bunten Salon mit benutzbaren Sitzelementen, weiß-blauer Wandbespannung und Gast-Kunst von Yves Klein, Lucio Fontana und Pol Bury, die einst auf ihre Art Farbräume kreierten. Mit seiner halbstündigen Sprachinstallation „Für Kinder“ setzt der Amerikaner Bruce Nauman in einem ansonsten völlig leeren Raum auf Lernen durch Wiederholungen, scheitert selbst aber an der deutschen Aussprache. Im Filmraum entführt Monira Al Qadiri in ihre Kindheit in Kuwait – mit einer nächtlichen Kamerafahrt durch eine menschenleere Raffinerieanlage, die sich am Ende als Modellbau aus Aludosen, Pappe und Draht entpuppt. Ein virtuelles Drahtgeflecht kann man mittels VR-Brille und geschickter Gestik in der Installation von Florian Meisenberg selbst verformen, mit digitalem Bildmaterial drapieren und ins Netz hochladen. Eindrückliche Duftmarken setzt Anys Reimann. Die Künstlerin fütterte ihre sackförmige Duftmaschine im rustikalen Steampunk-Chic aus Leder, Glas und Riechschlauch mit ihrem aparten Lieblingsparfüm. Der ganze Raum duftet nach Patchouli. Wer dem olfaktorischen Reiz entkommen will, besucht die Pavillons der benachbarten Situation Kunst. Der weitgefasste Immersionsbegriff der MuT-Ausstellung kann locker auch die festinstallierten Werke von Serra, Nordman, Rabinowitsch, Graubner, Morellet und Flavin aus den 1980ern integrieren.
Eintauchen in die Kunst/Diving into art | bis 8.10. | MuT/Situation Kunst, Bochum | 0234 322 85 23
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