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Claus Goedicke, Spüllappen, 2009
Foto: © Claus Goedicke

Die Lyrik der Alltäglichkeit

23. Februar 2017

Der Fotograf Claus Goedicke zeitgleich in Bottrop und Bochum – Ruhrkunst 03/17

Von der Windel zur Gartenschaufel. Vom Seifenstück zum Toilettenpapier. Es sind die Gegenstände, die uns umgeben, es sind die alltäglichen Dinge, die jede Leere füllen, in bestimmten Kontexten aber auch überfüllen können. Von einer derartigen Massierung ist die Ausstellung im Quadrat Bottrop weit entfernt. Der Fotograf Claus Goedicke, der die Hängung zwischen Tableau und Reihung hier selbst gemacht hat, liebt es eher fluffig. Klar, die Dinge der Alltäglichkeit brauchen Raum, um ihre Banalität zu verlassen, sie brauchen die Idee zu einer Qualifizierung, um ihren Anspruch zu rechtfertigen. Hier werden sie wie bei Duchamp nicht aus der Gewöhnlichkeit erhoben, hier werden sie als Gewöhnlichkeit geadelt: Ihre einzige Verbindung scheint die menschliche Hand, die diese Gegenstände aus der realen Welt bewegt und sie dafür anschauen muss.

Und dennoch, die Fotografien des Bernd-Becher-Schülers zwingen förmlich zum untauglichen Versuch der Interpretation. Da steht das einfache gefüllte Glas Wasser auf einem hölzernen Untergrund. Tisch, Stuhl, wer weiß das schon, und spielt es etwa keine Rolle? Drei Würfel liegen auf einem ähnlichen Belag. Und eine Scheibe Brot. Na wenn das kein Triptychon über das menschliche Leben werden könnte. Dazu spiegelt sich das katholische Köln in einem Aspergill, das zum Verspritzen von Weihwasser dient, obwohl der Fotograf längst in der Bundeshauptstadt lebt.

Dass sich die Alltäglichkeit nicht nur an Einzelobjekten festmacht, sondern auch an Einzelteilen ganzer Räume, kann man identisch zeitgleich in der Bochumer Galerie m beobachten. Hier hat der Fotograf sein Studio verlassen, seine fast klinische Abbildungstechnik. „Köhles Schuppen“ ist eine Serie über eine alte Werkstatt, deren Objekthaftigkeit der Einzelwerkzeuge den Künstler magisch angezogen haben dürfte. Hier hat er nicht ein Bühnenbild geschaffen, hier war es schon vorhanden. Dennoch, die Verbindung von Objekt, Hand, Auge und Bedeutung ist immanent.

„Dinge“ | bis 7.5. | Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop | www.bottrop.de/mq

„Köhles Schuppen“ | bis 6.5. | Galerie m, Bochum | www.m-bochum.de

PETER ORTMANN

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