Schon seit fast 100 Jahren wird im Gebäude der Brückstraße 66 in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Hauptbahnhof ein Kino betrieben. 2003 übernahm Edith Pioch-Vogt eher zufällig zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann die Theaterleitung, da die beiden das Gebäude besaßen, in dem die „Schauburg“ beheimatet ist. Im Laufe der Jahre konnte man sich hier als Spielstätte behaupten, auch dank der zweigleisigen Strategie, als „Lichtspiel + Kunsttheater“ zwischen Kinoprogramm und zahlreichen Liveveranstaltungen zu pendeln.
trailer: Frau Pioch-Vogt, wie wählen Sie die Filme für das Schauburg-Programm aus?
Edith Pioch-Vogt: Die Filmauswahl treffe ich gemeinsam mit meinem Mitarbeiter Erwin Rajkovcanin, der fast alle neuen Filme im Vorfeld anschauen kann und mir dann entsprechende Vorschläge unterbreitet, über die wir diskutieren. Wir machen sowohl Mainstream als auch Arthouse – ich habe das Wort immer gehasst – die wertvolleren Filme eben. Wir spielen allerdings keine Neustarts von den großen Filmen, es sei denn, man kommt nicht drumherum, wie bei „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“.
Warum keine Neustarts?
Mit Erstaufführungen zum Bundesstart müssten wir in einem Kino – unser Haus hat zwei Säle – sämtliche Vorstellungen nur diesen einen Film spielen. Unser Konzept besteht aber darin, in unseren vierzehntägigen Programmfenstern jeweils so siebzehn, achtzehn verschiedene Filme zu spielen. Zudem wären für uns die Verleihabgaben bei den Einnahmen von Neustarts bis zu 10% höher. Das ist eine Menge Geld, erst recht auf die Menge aller Kinokarten gerechnet.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an mittlerweile sieben Jahre Theaterleitung?
Die Sonderveranstaltungen mit den Künstlern, die wir hier im Haus haben. Die sind neben den Filmvorführungen unser zweites Standbein, das ich bereits 2003 als Konzept der „Schauburg“ etabliert habe. Damals gab es auch noch deutlich mehr Kinos in der Dortmunder Innenstadt, von denen man sich abgrenzen musste. Die Liveveranstaltungen reichen von Lesungen über Kabarett und Travestie bis hin zu Theaterstücken mit großem Ensemble. Es ist immer wieder eine Freude, wenn Künstler zu uns kommen, und sie kommen auch gerne zu uns. Harry Rowohlt hat mir mal gesagt, dass er nie wieder für eine seiner Lesungen in Dortmund in das benachbarte Veranstaltungszentrum gehen würde, sondern ab sofort hier in der Stadt nur noch bei uns lesen wolle. Am 23. März steht übrigens die nächste Veranstaltung mit ihm bei uns auf dem Programm.
Was hat es mit der Kiste „Filmbilder zu verschenken“ auf sich?
Filmbilder haben wir mittlerweile so viele, dass wir sie wirklich verschenken. Aushangplakate verkaufen wir für einen guten Zweck, weil ich es wichtig finde, in diesem Bereich etwas zu tun. Aber jeden Montag erhält man zu seiner Kinokarte bei uns auch ein Plakat seiner Wahl kostenlos dazu. Und donnerstags gibt es die Sonderaktion, dass drei Zuschauer zum Preis von zweien in die Vorstellung kommen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Technik, die begeistert
Kinoplakatflohmarkt, Führung und Überraschungsfilm in der Schauburg Dortmund – Foyer 04/12
90 Jahre Kino und mehr
Essener Filmstudio Glückauf feierte 90jähriges Bestehen – Kino.Ruhr 03/14
Kino-Engagement in Wetter
Die Filminitiative im Kulturzentrum – Kino.Ruhr. 03/13
Der Filmclub Bali
Schmierige Double Features in Hagen – Kino.Ruhr. 02/13
Nach 30 Jahren immer noch unter Dampf
Die Camera in der Dortmunder Norstadt - Kino.Ruhr. 01/13
Keine Nostalgie
Das Metropolis Kino in Bochum - Kino.Ruhr. 12/12
Vorstadt-Kino
Die Postkutsche in Aplerbeck – Kino.Ruhr. 11/12
Mehr als Trash
Der geheimnisvolle Filmclub Buio Omega – Kino.Ruhr. 10/12
Die Bastion
Das kleinste Kino Bochums – Kino.Ruhr. 09/12
Kino hat kein Verfallsdatum
Engagiertes Kino im Walzenlager, Zentrum Altenberg – Kino.Ruhr. 08/12
Kino auf der Hebebühne
Volker Emmig über sein Werkstatt-Kino – Kino.Ruhr. 07/12
Im Zeichen der Zeit
Ralf Kolecki über den Schauburg Filmpalast – Kino.Ruhr. 06/12
„Wie Kirmes und Zirkus zugleich“
Das Autokino in Essen – Kino.Ruhr. 05/12
„Wir lieben unsere Kinos“
Marianne Menze über das Essener Eulenspiegel - Kino.Ruhr 04/12
Kino nicht nur für Studenten
Damian Gorczany über den Studienkreis Film der Ruhr Uni Bochum – Kino.Ruhr 03/12
Wissen, was Kino heißt
Das neue Dortmunder „Kino im U“ – Kino.Ruhr 02/12
Basisdemokratische Filmwahl
Kino Onikon Herdecke – Kino.Ruhr 01/12
Frischer Wind im renommierten Haus
Das Roxy Kino in der Dortmunder Nordstadt – Kino.Ruhr 12/11
Kassiert wird am Platz
Das Galerie Cinema ist eines der ersten Programmkinos in Deutschland – Kino.Ruhr 11/11
Alles außer Mainstream
Endstation.Kino - Kino.Ruhr 10/11
„Wir sind die Bewahrer des Filmguts“
Die drei MacherInnen des Dortmunder Kinos sweetSixteen sind nach jahrelangem Engagement endlich sesshaft geworden – Kino.Ruhr 07/11
Demokratisches Kino
Im „Babylon“ in Hagen nimmt man sich Zeit für das Erlebnis Film - Kino.Ruhr 08/11
Vom Digitalen zum Analogen
Im Mülheimer Rio-Kino wechselt eine Videokünstlerin die Filmrollen - Kino.Ruhr 07/11
Direkter Draht zum Publikum
Im Bochumer Casablanca reißt der Chef selbst die Karten ab - Kino.Ruhr 06/11
Ohne Altersbeschränkung
Die Lichtburg Oberhausen weckt die Lust aufs Kino - Kino.Ruhr 05/11