Der Studienkreis Film (SKF) an der Ruhr Uni Bochum gehört zu den ältesten Filmclubs. Als Verein zeigt der Filmclub in einem Hörsaal auf riesiger Leinwand regelmäßig Programm, heiß erstritten von den meist studentischen Mitgliedern. Damian Gorczany ist seit 2002 in verschiedenen Ämtern dabei und heute im Vorstand.
trailer: Herr Gorczany, wann ging der SKF an den Start?
Damian Gorczany: Die Ruhr Uni wurde 1965 eingeweiht, und der SKF fing 1966 an. Der erste Film war „Viva Zapata!“. Es geht um einen Revolutionär, der gegen einen korrupten Diktator kämpft. Dieses revolutionäre Moment ist mit Bedacht gewählt worden, weil es den Geist des SKF widerspiegelt. Wir versuchen, dem Mainstream entgegen ein bisschen unkonventionell zu sein und manchmal auch revolutionär. Es gibt die berühmte Episode von 1968, als die Kurzfilmtage Oberhausen praktisch hier im SKF stattgefunden haben. Der Film „Besonders Wertvoll“ von Hellmuth Costard war ausgeschlossen worden. Der Großteil der teilnehmenden Filmemacher hatte sich solidarisch erklärt und Oberhausen boykottiert. Der SKF hat sich als Spielstätte angeboten, und dann wurde der Film hier gezeigt. Die Polizei hat sich in der Uni verlaufen, und es ist ihnen nicht gelungen, die Filmkopie zu sichern. Das hat auch zur Anzeige geführt, die erst in den 70er Jahren fallen gelassen wurde.
Wer macht heute das Programm?
Wir sind mittlerweile ein gemeinnütziger Verein, dem man übrigens auch spenden kann. Die Mitglieder gestalten das Programm, sie betreuen die Vorstellungen und werden als Vorführer ausgebildet. Die meisten sind Studenten. Im Prinzip ist es aber offen für alle, egal wie alt, egal woher.
Wie entsteht das Programm?
Als ich angefangen habe, hat es sehr lange gedauert, aber die Bachelorisierung des Studiums hat dazu geführt, dass alle sehr pragmatisch werden und die Dinge unkomplizierter. Wir gestalten das Programm für ein Semester im Voraus. Zweimal im Jahr haben wir eine Sitzung, wo aus einem Pool von Vorschlägen ausgewählt wird. Das Wichtigste ist die thematische Filmreihe. Die Herausforderung ist es, ein gutes Thema zu finden und dann die anderen davon zu überzeugen. Wir zeigen auch Double Features, Film-Klassiker und aktuelle Filme.
Was interessiert Sie?
Ich bin schon länger dabei und habe schon einige Generationen von Studenten hier miterlebt und einige Ämter im Verein durch. Ich finde interessant, dass das Programm stark von den Mitgliedern abhängt. Es gibt Zeiten, wo wir ständig irgendwelche Horrorfilme oder Italo Western zeigen. Dann gibt es Zeiten, wo das Wissen um die Kunst-Schätzchen gar nicht mehr existiert; wo man arbeiten muss im Verein, um klar zu machen, dass es noch andere Filme gibt als die, die man sonst im Kino sieht. Wir versuchen, neue Mitglieder in unserem Geist zu ermuntern, auch Sachen zu zeigen, die nicht so konventionell sind, vielleicht besonders künstlerisch und den Leuten wirklich am Herzen liegen. Wobei wir wie jedes Kino immer den Spagat machen müssen zwischen Kunst und Kommerz.
Sind die Besucher ausschließlich StudentInnen?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Basis sind Studenten, aber auch Professoren. Je nach Film kann es auch sein, dass gar keine Studenten kommen, sondern Leute aus Bochum und Umgebung. Das Kino ist auf jeden Fall für alle offen. Das ist ein Missverständnis, dass die Leute denken, es ist nur für Studenten. Neben dem normalen Programm versuchen wir auch immer, Kooperationen einzustielen, nicht nur mit Lehrstühlen, sondern auch außerhalb, wo dann auch Vorträge gehalten werden. Aktuell gab es eine Kooperation mit Amnesty International.
Gab es schon mal Überlegungen, einen anderen Kino-Ort zu finden, der etwas mehr Sexappeal hat als der Hörsaal?
Die gibt es zurzeit, weil die Digitalisierung ansteht und weil das Gebäude (HZO) abgerissen wird. Die ganze Uni wird bis 2020 umgebaut. Auf der Homepage der Ruhr Uni gibt es ein Video, „Campus der Zukunft“, wie es später aussehen soll. Wir waren schon bei der Verwaltung, um zu fragen, ob sie auch an uns denken. Weil auch das Musische Zentrum abgerissen wird, wäre es sehr schön, wenn man mit dem Bereich Theater und Photographie etwas aufbauen könnte. Das Problem ist, es ist einfach so ein Riesen-Ding. Bisher konnten wir nicht umziehen, weil wir zwei 35mm-Projektoren haben, und es ist alles eingerichtet. Es gibt kein Geld und keinen Ort, um den Raum zu wechseln. Der ist natürlich viel zu groß. Um die 600 Plätze. Wir versuchen, die Sitze mit weichen Kissen zu verbessern und unterhalten die Leute vorher mit einer Powerpoint-Präsentation. Wir tun alles, damit es den Leuten hier gut geht.
Das hat ja auch einen gewissen Kult-Charakter.
Ich finde auch. Wo gibt es denn sonst so ein Kino? Und man muss sagen: Der Hörsaal kann so schrecklich sein, wie er will. So eine riesige Leinwand gibt es in Bochum nicht noch mal. Das ist eine Wucht, wenn man auf CinemaScope hier einen Film sieht.
weitere Infos unter: www.rub.de
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