Auf die Idee dieser Ausstellung muss man erst mal kommen. Gewiss, Johannes Brus (geb. 1942) und Dieter Krieg (1937-2005) kannten sich und werden sich geschätzt haben, aber ihre Werke gehören verschiedenen Disziplinen an. Dieter Krieg war als Maler international etabliert. Er war 1977 Teilnehmer der documenta und hat 1978 (gemeinsam mit Ulrich Rückriem) den Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig bespielt. Johannes Brus ist mit seinen Skulpturen und Fotoarbeiten, die er parallel realisiert, hoch renommiert und hat in etlichen wichtigen Ausstellungsinstituten seine Werke gezeigt. Krieg, der Professor an der Kunstakademie Düsseldorf war, lebte im Rheinland. Brus, der als Professor in Braunschweig unterrichtet hat, lebt im Ruhrgebiet, mit Atelier in Essen-Kettwig. Vielleicht kann man vermerken, dass Krieg mit seinen monumentalen pastosen Gemälden, die oft sehr profane Dinge – eine Sitzbank, ein Spiegelei – zeigen, auf jeden Fall einen Hang zum Humor, ja, zur Ironie gehabt haben muss. Hingegen kennzeichnet die ausgestellten lebens- bis überlebensgroßen Beton- und Bronzeskulpturen von Brus, die Pferde, Nashörner, Adler oder eine Frau zeigen, eine gelassene Ernsthaftigkeit, natürlich nicht ohne hintergründige Pointe.
Gemeinsam ist den Werken beider Künstler eine expressive Präsenz, welche Entrücktheit und eine metaphorische Verselbständigung erzeugt – und all das macht diese so überraschende Zusammenstellung immer plausibler. Im Grunde könnte man bei den Gemälden von Krieg und den Skulpturen von Brus von innehaltenden Pathosformeln sprechen. Die Ausstellung in Gladbeck betont noch die Intensität der vordergründig so unterschiedlichen Werke: Die Vergänglichkeit des Lebens ist in vielen der Gemälde von Dieter Krieg thematisiert, während die Skulpturen (und auch die nicht ausgestellten Fotoarbeiten) von Brus eine hohe Spiritualität besitzen. Dass Dieter Krieg und Johannes Brus in diesem Jahr erwähnenswerte Geburtstage haben, sei am Rande notiert. Wichtiger ist: So wie ihre Werke in Gladbeck zusammengestellt sind und sich gegenseitig erhellen, hat man sie noch gesehen.
Dieter Krieg – Johannes Brus | bis 5.1. | Neue Galerie Gladbeck | 02043 319 83 71
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Jeder weiß es
Henning Strassburger in der Neuen Galerie in Gladbeck – kunst & gut 03/17
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – Ruhrkunst 02/24