Wie singen Bartrobben, wo fischt man akrobatisch, was macht die Garnele auf dem Aal-Maul? Und: Was macht der Mensch mit den Weltmeeren und all den oft bizarren Kreaturen, die dort leben? Einen tiefen Blick in unsere noch weitgehend unerforschten Ozeane wirft die neue Gasometer-Schau und greift Aspekte von faszinierenden, doch extrem gefährdetenLebensräumen auf. In gewohnter Manier als Mix aus Emotion und Information ein Augen- und Ohrenschmaus, gewürzt mit Wissenschaft und erhobenem Zeigefinger: mit rund 160 großformatigen Fotografien und Filmstationen zum Staunen, Schaudern und Freuen, auf Texttafeln gescheit kommentiert. Mit Exponaten, meist aus dem Meeresmuseum Stralsund (zurzeit im Umbau), das als Ausstellungspartner neben wissenschaftlichem Background Walskelette und Fischmodelle beisteuert, dazu Muschelsouvenirs und Haifischflossen, die der Zoll beschlagnahmt hat. Tiefseefisch-Präparate stehen neben Plastikmüll. Erkenntnisse rund umden Zustand der Meere veranschaulicht der digitale „Ozean Twin“, ein interaktiver Globus, auf dem Was-wäre-wenn-Szenarien zu Klimakrise, Überfischung, Vermüllung und Aufheizung der Meere durchgespielt werden.
Natürlich steht als Highlight wieder ein Erlebnisobjekt im Zentrum des Gasometers, nein, diesmal sogar zwei. Im Erdgeschoss ein mit Spiegelfolie verkleideter Rundbau, in dem Meeresbewohner kommunizieren: schnalzende Robben, schrille Buckelwale, zwitschernde Delfine – eine viertelstündige Klangreise, komponiert aus Naturaufnahmen, entführt ins Unbekannte. Wer weiß schon, dass Korallenriffbewohner sanft knisternd und pfeifend miteinander plaudern? Der Höhepunkt auf der oberen Ausstellungsebene ist dagegen ein reines Kunstprodukt – mit starker Sogwirkung: Die sogenannte „Welle“ entpuppt sich als 40 Meter hohe, L-förmige Mega-Leinwand, auf der händisch animierte Fisch- und Quallenschwärme, Wale, Algen und Luftbläschen durch blaues Licht schweben. Wellness für die Sinne, zum mentalen Abtauchen. Immersion, die gedankenfreie Überwältigung, ist ja grad in. Der finstere, kühle, über 100 Meter hohe und mit sphärischen Klängen gefüllte Gasometer-Freiraum erzeugt die passende Unterwasseratmosphäre. So kann man sich genüsslich vor oder unter der weltgrößten Leinwand auf Sitzsäcken fläzen, bis die animierte Monsterwelle alles mitreißt.
Planet Ozean | bis 30.12. | Gasometer Oberhausen | 0208 212 95
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