„Namib“, das ist für die Einheimischen der „Ort, wo nichts ist“. Für Namibia, benannt nach der ältesten Wüste der Welt, gilt das nicht, wie man zurzeit im Naturmuseum erfährt. Im Gegenteil. Vorgestellt wird ein faszinierendes „Land der Extreme“ im Südwesten Afrikas, in dem vieles kreucht und fleucht, wächst und gedeiht, wenn auch unter extrem anderen Bedingungen als hierzulande.
Die beiden Museumskuratorinnen, die die Ausstellung konzipierten, waren auf der gewöhnlichen touristischen Rundreise im Land unterwegs: Im Uhrzeigersinn von Namibias Hauptstadt Windhoek aus durch die Kalahari-Savanne zum imposanten Fish River Canyon im Süden, sodann durch die Namib nordwärts an der Atlantikküste entlang und – mit Abstecher zu den uralten Felsmalereien am Brandberg – zum Etosha-Nationalpark, dem Schutzgebiet im Norden, wo nach der Regenzeit alle Wildtiere auftanken. Ihre Tour zeichnet die Ausstellung nach – die einzelnen Lebensbereiche mit jeweiliger Tier- und Pflanzenwelt, Klima und Geologie. Da gibt es viel zu staunen für Jung und Alt, aber auch – das muss einschränkend erwähnt werden – erst viel zu lesen, bevor man staunen kann: ellenlange Info-Tafeln, zunächst zum Land, zu der politischen Situation, der Lebenswelt der Bevölkerung, Wassernot und Wilderei, und ja, auch knapp zum Völkermord an den Nama und Herero durch brutale deutsche Kolonialisten (1884 bis 1915).
Die naturwissenschaftliche Schau konzentriert sich mehr auf Tierpräparate vor Fototapeten, Modelle in Vitrinen und Naturfotos. Den lebendigen Aspekt ergänzt der waschechte Safari-Guide Didi in kurzen Videos auf kleinen Monitoren. Er erzählt, wie man die Kothaufen von Spießbock, Giraffe und Hyäne unterscheidet – in einer Vitrine liegen Kostproben –, was man über die fragilen Felszeichnungen weiß, wer die „Big Five“ sind und dass man Nashörnern zum Schutz vor Wilderern das Horn kappt, eine traurige Notwendigkeit. Mit Infos zu Schutzprojekten, zur Jagd und einer Trophäenwand endet der Parcours.
Für Kinder gibt es eine nett gestaltete Broschüre. Doch man fragt sich, warum die locker und kenntnisreich geschriebenen Wandtafeln nicht als Textheft zur Verfügung stehen. Wer sich vor Ort viel Zeit nimmt und alles liest, erhält einen guten Eindruck, was das Land so bietet. Eine Reise ersetzt die Schau freilich nicht.
Namibia – Safari in ein Land der Extreme | bis 22.9. | Naturmuseum Dortmund | 0231 5024856
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