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Deutsch-niederländische Freundschaft: Wick, Caddy und Schappi.
Foto: Maxi Braun

Einmal Hölle und zurück

26. August 2012

Geschichtenschneider "Bambix" in Essen - Musik 08/12

Schummriges Licht, grinsende Skelette, Leopardenmuster statt Stuck. Wer sich versunken in den schwarzen Ledersofas des Panic Rooms nicht zu Hause fühlt, ist selbst schuld. Zum morbiden wie intimen Ambiente passt eine Bühne die wirkt, als würde die Lieblingsband im eigenen Wohnzimmer jammen. Nach dem inbrünstigen Auftritt des Dortmunder Supports „Rasender Stillstand“, deren rebellisch-sozialkritische Texte daheim noch einmal nachgehört werden wollen, schlendert Frontfrau Wick zum Soundcheck.

Im Gepäck haben "Bambix", seit ihrem Start bei einem kleinen Wuppertaler Label eng mit Deutschland verbunden, ihr siebtes Studioalbum „The Storytailor“ (Rookie Records). Obwohl es thematisch von den Einsamen und Verstoßenen dieser Welt handelt, deren Geschichten es positiv umzuschneidern gilt, von Melancholie und Balladenlastigkeit keine Spur. Schnell rottet sich vor dem Stage die typische Panic Room-Mischung zusammen: Der klassisch Alternative prallt hier buchstäblich auf die eben noch am Alfred Krupp-Denkmal chillenden Punks und prostet dem Linksautonomen zu. Wicks unverwechselbaren Sound und melodiösen Drive ergänzt Drummer Caddy perfekt. Gegen ihn, seit 2010 dabei, wirkt ein Honigkuchenpferd auf Speed so mürrisch wie Angela Merkel. Der Mann reißt mit, beherrscht sein Handwerk perfekt und veredelt die ohnehin schon fabulöse Platte zusätzlich. Angenehm geerdet mischt sich das deutsch-niederländische Trio im Anschluss unter die Fanbase. Diese Bodenständigkeit erklärt Wick, seit 20 Jahren mit bisweilen 160 Gigs pro Jahr unterwegs, damit, dass sie von der Musik leben könnte, aber nicht will. „Nur auf der Bühne zu stehen, on the road zu sein, das ist nicht echt. Da verpasst man die Realität“. Zum Ausgleich erteilt sie schwer erziehbaren Kids Englischunterricht.

Um 4 Uhr morgens konsumiert der harte Kern an dem aus einer Mercedes-Karosserie gefertigten Tresen eine Runde „multiple Orgasmen“, die obligatorische Shot-Mixtur des Panic Rooms. Wick plaudert ganz ohne No-Future Attitüde über ihre Heimat und Geert Wilders: „Die Leute werden bald merken, dass die PVV [Partei für die Freiheit] wie auch die NPD eigentlich keine Ideen haben und nur Blödsinn machen“. Direkt daneben eskaliert beinah ein Streit zwischen zwei "Bambix"-Jüngern um „Gossip“-Röhre Beth Ditto und Caddy outet sich als "Manowar"-Fan, während Sid Vicious und Kurt Cobain von den Wänden auf die Szenerie herabschauen. So muss Punkrock.

Stilechte Kulisse: Außenfassade des Panic Rooms.

Maxi Braun

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