Die französische Stadt Calais liegt am Ärmelkanal und wird jährlich für hunderte Flüchtlinge zur dauerhaften Durchgangsstation auf dem Weg nach England. Die Regelungen des Schengen-Abkommens gelten für die Grenze zwischen Frankreich und England nur bedingt. Unterkunft finden die „Sans Papiers“, die Menschen ohne gültigen Pass, in halbabgerissenen Gebäuden oder Hüttendörfern, den sogenannten Jungles.
Urlaub ist nicht gleich Urlaub
Rückblick: Während sich All-inclusive-Urlauber in austauschbaren Ferienclubs bespaßen lassen, düsen aufgeweckte Menschen kurz nach ihrem Abitur mit dem Zug und offenen Augen durch Europa und legen mit ihrer Eigeninitiative den Grundstein für ein ganzes Festival. So geschehen bei den Grenzfrei-Initiatoren Christian Denkhaus und Ann-Kathrin Ahland. „Im Sommer 2011 waren wir auf einer Interrail-Tour durch Europa. Ann-Kathrin hatte vorher von der misslichen Lage in den Flüchtlingscamps in Calais auf einem 'No Border'- Festival in Münster gehört. Deswegen haben wir dort einen mehrtägigen Zwischenstopp eingelegt, um die Aktiven vor Ort bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Als wir wieder in Deutschland waren, kam uns die Idee, ein Festival zur Unterstützung in Witten zu organisieren.“, so Christian Denkhaus.
Die Festivals sind ein „Spagat“
Das erste Festival fand im Mai 2012 statt und hatte neben diversen Musikacts auch jede Menge Informationen zu Calais und zur allgemeinen, europäischen Flüchtlingspolitik zu bieten. Schließlich hat die „Party ohne Grenzen“ den Anspruch, nicht nur irgendeine Party zu sein. Kein leichtes Unterfangen: „Ein Festival auf dem zum einem unterhalten und zum anderen informiert werden soll, ist natürlich ein Spagat. Man will auf der einen Seite möglichst viele Menschen erreichen, was man aber nicht allein durch Vorträge und Infostände hinbekommt. Daher bemühen wir uns um eine ausgewogene musikalische Mischung. Gleichzeitig sollen die Leute natürlich etwas mitnehmen und informiert werden.“, beschreibt Christian den organisatorischen Grundgedanken des Festivals. Mit Erfolg, wie er weiter verrät: „Beim letzten Festival wurden wir immer wieder wegen dem Thema angesprochen. Man hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass die Leute interessiert sind. Ein Großteil unserer Infobroschüren ist auch weggegangen.“ Die Festivals sind für die gewachsene Grenzfrei-Gruppe momentan die Zugpferde ihrer Arbeit. Darüber hinaus sitzen sie aber keineswegs still. „Als Gruppe Grenzfrei beschäftigen wir uns auch mit der Flüchtlingssituation in Witten und allgemein im Ruhrgebiet. Im Oktober haben wir z.B. einen Infostand zu Frontex in der Wittener Innenstadt gemacht. Es gibt darüber hinaus immer mal wieder von uns ausgerichtete Vorträge zu Flüchtlingsthemen im Kulturzentrum 'Trotz Allem'".
Party mit grenzfreier Musik
Das angesprochene Musikprogramm kommt auch beim zweiten Festival von überregional bekannten Bands und KünstlerInnen, die nicht selten politischen Subkulturen und Genres entspringen. Von politischem Deutsch-Rap der Ruhrpottgrößen Friendly Fire & Akzent One, über Reggae von Nic Knatterton, bis hin zu emotionalem Punkrock der Dead Koys ist bei der „Party ohne Grenzen 2“ alles vertreten. Dass auf die Live-Bands eine anständige Aftershowparty folgt, versteht sich von selbst. Der Erlös des Festivals wandert selbstverständlich direkt gen Frankreich. „Die Einnahmen, die wir an der Kasse, bei der Tombola und beim Würstchenverkauf machen, gehen direkt nach Calais. Gerade jetzt, wegen des Winters, ist es wichtig, dass die Hilfe schnell ankommt.“ Grenzfrei und die Party ohne Grenzen – eine unterstützenswerte Kombination.
Infos:
http://grenzfreiwitten.blogsport.de/
Party ohne Grenzen 2 | 17.11., 20 Uhr | Treff Witten | Mannesmannstraße 6, 58455 Witten | 02302 94894-0
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